Vom Flohmarkt zurück zu Haus Orr – Historisches Ornament wieder in Orr

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Von: Anja Fiedler

Auf diesem Foto, welches um das Jahr 1892 herum entstanden ist, sind die Ornamente unter den Fenstern gut zu erkennen. (Fotoveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung vom Förderverein Rittergut Orr)

„Es grenzt fast an ein Wunder“, schwärmt Wolf-Rüdiger Schmidt-Holzmann, Eigentümer des Ritterguts Haus Orr in Pulheim. Per E-Mail erhielt Schmidt-Holzmann die Nachricht, dass man originale gusseiserne Verzierungen des Herrenhauses gefunden habe, welche auf vielen alten Fotos noch zu sehen und deren Abdrücke noch heute am Haus sichtbar sind.

Der Finder und Schenker, der gerne anonym bleiben möchte, erzählt: „Ich habe das Ornament vor etwa 40 Jahren mal auf einem Flohmarkt gekauft. Der Vorbesitzer sagte, dass er diese von dem damals fast völlig verfallenen Haus Orr hätte.“ Da er selbst lange Zeit in Pesch gelebt habe, konnte er den Verfall des Herrenhauses selbst miterleben und sah den Kauf als tolle Gelegenheit, ein Stück Geschichte zu bewahren. Nachdem die Verzierung, die ein wenig einem vierblättrigen Kleeblatt ähnelt, jahrzehntelang im Keller hing, trieb die Neugierde ihn nun dazu, sich über den aktuellen Zustand des Ritterguts schlau zu machen – und er stellte erfreut fest, dass neues Leben in das Herrenhaus gezogen war. Schnell wurde klar: Das schöne Stück muss wieder an seinen ursprünglichen Heimatort zurück.

Eine glückliche Fügung, denn bei Umbauarbeiten rund um das Herrenhaus wurden in den letzten Jahren immer wieder Bruchstücke genau dieser insgesamt sechs Verzierungen gefunden. Sie reichten jedoch nicht für eine Wiederherstellung aus. Wolf-Rüdiger Schmidt-Holzmann plant nun, das Original zu nutzen, um eine neue Gießform erstellen und die Ornamente reproduzieren zu lassen. So könnte das Herrenhaus schon bald seinem ursprünglichen Aussehen wieder ein Stück näherkommen.

Das Original wird genutzt, um eine neue Gießform zu erstellen und die sechs Ornamente reproduzieren zu lassen. (Fotoveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung vom Förderverein Rittergut Orr)

Wie toll, dass durch die Eigeninitiative des anonymen Finders und Schenkers ein Originalteil des historischen Gebäudes an seinen Ursprungsort zurückkehrt. 

Denn das Rittergut Orr hat eine lange Geschichte:

Im Jahre 1838 wurde unter der Leitung des späteren Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner ein Herrenhaus für den Kölner Bankier Peter Daniel Koch gebaut. Es wurde eines der frühesten Beispiele neugotischer Profanarchitektur im Rheinland.

1842 erhob König Friedrich Wilhelm IV. das Gut zum landtagsfähigen Rittergut. Voraussetzung für ein solches Rittergut war unter anderem die Existenz von bestimmten Gebäuden und Ländereien. Deshalb bestand das Rittergut Orr neben dem Herrenhaus aus fünf Hofanlagen: Dem Kriegshof, dem Beyershof, dem Altenhof, dem Heinenhof und der Pletschmühle.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Herrenhaus noch bis in die 50er Jahre hinein als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt. Anschließend wurde es dem Verfall überlassen, sodass 1986 von der Stadt Pulheim eine Notsicherung vorgenommen werden musste, um das Gebäude zu erhalten. Im Rahmen dieser wurde das baufällige Dach und die Decke zwischen dem Erd- und 1. Obergeschoss entfernt. Innen- und Außenwände, die vom Einsturz bedroht waren, wurden gesichert. Doch seitdem waren die »Überreste« des ehemaligen Rittergutes Orr der Witterung ausgesetzt.

Nachdem 2010 das Gelände an seinen jetzigen Eigentümer überging, wurde dieses seit 2013 mit viel Liebe zur Geschichte restauriert. Mehr Informationen zum Rittergut sowie Fotos aus längst vergangenen Zeiten finden Sie auf der Website: www.rittergut-orr.de

Das Rittergut Orr ist ein Stück Geschichte, das die Vergangenheit lebendig hält. Schön, dass wir so etwas in Pulheim sehen und bestaunen können.

Ich verbleibe mit ritterfreundlichen Grüßen