Neulich Abend auf dem Weg nach Hause fiel mein Blick auf ein am Boden liegendes Stück Papier, verknittert, angeschmuddelt und mit goldenem Glitter und Sternchen verziert. Wer das wohl verloren oder gar weggeworfen hatte?
Neugierig hob ich es auf, glättete das Papier und las:
An den Weihnachtsmann und das Christkind
Lieber Weihnachtsmann, liebes Christkind,
ich schreibe an euch beide, denn ich weiß, euch gibt es wirklich. Und weil es soviel Arbeit zu Weihnachten auf der Welt gibt, teilt ihr euch diese.
Ich weiß nicht, wo ihr wohnt und welche Adresse ihr habt, aber ich glaube, dass meine Nachricht euch gewiss erreicht. Ich lasse meinen Brief einfach in einer sternenklaren Nacht zu euch fliegen, die Sterne kennen gewiss den Weg zu euch.
Zur Weihnachtszeit liegt ein Zauber in der Luft, es riecht nach Tannennadeln, Zimt und frischgebackenen Plätzchen. Die Lichter funkeln, Straßen und Häuser sind weihnachtlich geschmückt. Und es heißt zu Weihnachten werden Wunder wahr, im Gedenken und als Zeichen für die Geburt von Jesus Christus. Ein kleines Kind in einer Krippe, das die Welt verändert und vielen Menschen den Glauben an das Gute zurückgegeben hat. Und ihr beide seid sozusagen die Botschafter von Weihnachten, die Wünsche erfüllen, Herzen erwärmen und den Menschen ein wenig Besinnlichkeit, Glück und Hoffnung in ihren Alltag bringen.
Ich möchte mir dieses Jahr für mich selber gar nichts wünschen, sondern euch einfach mal danken.
Lieber Weihnachtsmann, liebes Christkind, ihr habt mir in meinem Leben schon soviel Freude bereitet. Von klein auf hatte ich das Glück den Geist der Weihnacht zu spüren und zu erleben. Als Kind habe ich, da bin ich mir sicher, auch schon den Stern vom Bethlehem am Himmel gesehen…
Und lieber Weihnachtsmann, aus den Augenwinkeln habe ich vor Jahren am Himmel dich auf deinem Schlitten gesichtet. Ein kurzer Moment, ein leises Glöckchenklingeln und weg warst du. Und auch du ,liebes Christkind, warst schon bei mir, an Heiligabend unter meinem Weihnachtsbaum. Ein leiser Hauch, ein goldenes Schimmern im Raum und eine kleine Hand, die mich kurz berührte. Was für eine schöne Gabe, die mich bis heute immer noch glücklich macht.
Ich brauche keine Geschenke zu Weihnachten, denn das größte Geschenk ist alljährlich das Weihnachtsfest selber. Seine Magie, die mir Kraft und Freude spendet und mein Herz mit Fröhlichkeit erfüllt. Die heilige Nacht, in der man spürt, dass an diesem Tage vor langer Zeit etwas Wunderbares und Einzigartiges passiert ist, das immer noch präsent ist.
Weihnachten wohnt im Herzen und ihr beide tragt jedes Jahr dazu bei, dass dieses Gefühl erhalten bleibt.
Es gibt auch Menschen, die nicht an Weihnachtsmann und Christkind glauben. Die meinen, dass allein Geschenke zählen und Menschen nur für die Kinder in die Rollen von Weihnachtsmann und Christkind schlüpfen. Wie sollen deren Augen auch etwas sehen, was sie nicht spüren und glauben wollen?
Nur wer mit dem Herzen sieht, kann euch sehen und das wirkliche Weihnachten erleben.
Ich freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit euch, lieber Weihnachtsmann und liebes Christkind, vielleicht am Himmel, unter dem Weihnachtsbaum, im Schornstein(?), im tiefen Schnee, in glücklichen Gesichtern, im Kinderlachen, im Herzen….?
Danke, dass es euch gibt!
Liebe weihnachtliche Grüße von Helen
P. S. Kekse, Zimttee und andere kleine Überraschungen stehen für euch wie jedes Jahr an Weihnachten bereit!
Gerührt faltete ich den Brief zusammen und schluckte. Was für bewegende Zeilen. Aber wie sollte ich die Nachricht nun Weihnachtsmann und Christkind zukommen lassen?
Ich atmete tief durch, sah den sternenklaren Himmel und spürte einen leichten Lufthauch, öffnete meine Hände und der Brief flog, wie von Engelshänden getragen, Richtung Himmel. Ein paar Sekunden sah ich ihn noch schemenhaft, dann, ich rieb mir verdutzt die Augen, ein kurzer goldener Schimmer und ein leises Lachen. „Ho!Ho! Ho!“ Ich war sicher, die Nachricht hatte die richtigen Empfänger erreicht.
(Anja Fiedler)