Am 17.02.2022 teilte die Stadt Pulheim im städtischen Newsletter der Öffentlichkeit mit, dass in den kommenden Tagen ein amerikanischer Amberbaum auf dem Pulheimer Marktplatz gefällt werden muss. Durch sein Wurzelwachstum wurde die gemauerte Einfassung des Hochbeets beschädigt. Eine Reparatur sei nicht möglich, äußert die Stadt Pulheim, da der Baum die Einfassung bei fortschreitendem Wachstum immer wieder beschädigen würde. Weiterhin müsse eine nachhaltige planerische Lösung entwickelt werden, da die nun aufgetretene Problematik auch weitere Hochbeete mit Bäumen auf dem Marktplatz in absehbarer Zeit betreffen könne. Zeitnah soll daher in den zuständigen politischen Gremien darüber beraten werden.
Die Mitteilung über die Fällung des Amberbaumes hatte für Aufregung gesorgt. Viele wünschen sich den Erhalt des Baumes sowie der anderen Amberbäume. Derzeit steht der Baum noch an seinem Platz. „Pulheim-Report“ hat zum Thema recherchiert und berichtet über Neuigkeiten.
Hintergrund zu Baumpflanzungen auf dem Pulheimer Marktplatz
Auf dem Marktplatz bis hin zum zum Bereich „Auf dem Driesch“ und auf der anderen Seite zur Kreissparkasse hin, gibt es noch weitere Amberbäume in Hochbeeten. Erst im Jahr 2017 waren Baumfällungen und -pflanzungen auf dem Pulheimer Marktplatz Thema im Umweltausschuss. Damals sollten die Kugelahorn-Bäume im Bereich „Auf dem Driesch“ entfernt werden, da diese laut Aussage der Verwaltung keinen sonderlich guten Gesundheitszustand aufwiesen. Als Ersatz wurden Amberbäume, wie sie bereits im anderen Bereich des Marktplatzes standen, ausgewählt. Die Verwaltung beschrieb die Bäume damals als schmalkronige und sehr langsamwachsende Baumart. Grundsätzlich sei die Lebenserwartung der Bäume an diesem Standort aufgrund der eher ungünstigen Standortbedingungen ohnehin eher gering (Quelle: Öffentliche Niederschrift Umweltausschuss Stadt Pulheim vom 29.11.2017).
Im Jahr 2018 befasste sich der Umweltausschuss im Rahmen der Umgestaltung der Fußgängerzone „Auf dem Driesch“ erneut mit Baumfällungen und -pflanzungen auf dem Marktplatz. Die Kugelahorne waren bis dahin noch nicht gefällt worden, da die Umgestaltung der Fußgängerzone noch Zeit in Anspruch nahm und die Bäume so den Sommer über noch stehen bleiben konnten. Im Ausschuss teilte die Verwaltung mit, dass als Ersatz „Säulen-Amberbäume“ gepflanzt werden sollen, wie bereits im anderen Teil des Marktplatzes geschehen, um ein einheitliches Bild zu erzeugen. Die Verwaltung wies in dieser Sitzung auf Nachfragen darauf hin, dass die im Bereich des Marktplatzes ausgetauschten Bäume u. a. auch aufgrund von Schäden an den Hochbeeten, die durch das Wurzelwachstum der Bäume hervorgerufen worden seien, hätten ersetzt werden müssen. (Quelle: Öffentliche Niederschrift Umweltausschuss Stadt Pulheim vom 07.03.2018)
Informationen zur Baumart „Amerikanischer Amberbaum“
Der Amberbaum wird u. a. auch als Seesternbaum bezeichnet. Der Baum ist anspruchslos, mag Sonne und kommt auch mit nährstoffarmen Bodenverhältnissen zurecht. Lediglich Staunässe kann er nicht so gut vertragen. Der Amberbaum wächst im jungen Alter zwar langsam, doch später kann man seinen Wuchs als mittel- bis starkwachsend bezeichnen. Er erreicht eine Höhe von 10 bis 15 Metern und eine Breite von 6 bis 12 Metern. Seine Blätter sind seesternförmig, daher auch die Bezeichnung „Seesternbaum“. Im Herbst verfärben sich seine Blätter von purpur über violett bis weinrot. Als Schattenspender bietet er vielen Vogel- und Insektenarten ein Zuhause. Der Amberbaum ist ein „Herzwurzler“. Er besitzt ein spezielles Wurzelsystem, das im Querschnitt an eine Herzform erinnert. Sein Wurzelwachstum geht in die Tiefe und in die Breite. Seine dominanten Pfahlwurzeln reichen mehrere Meter tief. Seine schwächeren Seitenwurzeln dehnen sich in Kronenbreite aus und darüber hinaus.
Die von der Stadt auf dem Marktplatz angepflanzten Bäume sind Säulen-Amberbäume. Hierbei handelt es sich um eine neuere Art in säulenförmiger Variante. Die Säulen-Amberbäume wachsen mit einer Zuwachsrate von 20 bis 35 Zentimetern pro Jahr langsam zu einem dichtbuschigen Laubbaum heran. Ihre Endhöhe liegt bei 12 bis 15 Metern und das bei einer Breite von maximal 1,5 bis 2 Metern. Ihre Herzwurzeln verzweigen sich ausladend, um den Baum fest im Boden zu verankern.
Was sagt die Stadt zur Situation der Amberbäume auf dem Markplatz?
Die Stadt Pulheim teilte am 22.02.2022 in einem Pressestatement zum Sachstand der Baumfällung mit:
„Die bis Ende Februar geplante Fällung eines Amberbaums auf dem Marktplatz ist ausgesetzt worden. Bürgermeister Frank Keppeler hat die zuständigen Ämter gebeten, zunächst andere Lösungen noch einmal eingehend zu prüfen, die zuvor aus unterschiedlichen Gründen ausgeschlossen worden waren. Zu den Prüfungen gehört unter anderem eine Umsetzung des Baums an einen neuen Standort oder eine Veränderung des Beetes, sodass der Baum am heutigen Ort verbleiben kann. Wenn die Ergebnisse vorliegen, wird abschließend das weitere Vorgehen beraten. Der amerikanische Amberbaum hat die gemauerte Einfassung des Hochbeets, in dem er steht, durch sein Wurzelwachstum regelrecht „gesprengt“. Das Beet ist entsprechend gesichert, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.“
Expertenmeinung
„Pulheim-Report“ hat bei einem Gartenexperten nachgefragt, wie er die Situation der Amberbäume auf dem Marktplatz einschätzt. Er ist der Meinung, dass man grundsätzlich keine Bäume in Hochbeete pflanzen sollte, weil die Wurzeln über kurz oder lang die Einfassungen beschädigen. Wurzelsperren sind nur bedingt hilfreich, weil diese für viele Bäume gar nicht verwendet werden können. Zudem sind die Böden in Pulheim nach seiner Aussage generell sehr lehmig, was dazu führt, dass die Wurzeln der Bäume leicht wegknicken und dann zur Seite statt in die Tiefe wachsen. Das kann man auch an vielen Straßen und Radwegen im Stadtgebiet sehen. Aus seiner Sicht gibt es aber Hoffnung für die Bäume auf dem Marktplatz. Mit einer großen Kralle, die man um die Bäume legen kann, ist es wohl grundsätzlich möglich diese aus den Beeten zu heben und an anderer Stelle wieder einzupflanzen. Für die Zukunft empfiehlt er bei der Bepflanzung in den Hochbeeten auf insektenfreundliche Sträucher und Büsche zu setzen, z. B. Lavendel.
Ich meine: Es bleibt zu hoffen, dass die Amberbäume stehenbleiben können oder umgepflanzt werden. Bäume verschönern das Stadtbild, sind Lebensraum für Vögel und Insekten und gut für das Klima. Jeder Baum zählt!