120 Jahre Löschzug Pulheim und Tag der offenen Tür

Es ist schon einige Jahre her, dass der Löschzug Pulheim einen Tag der offenen Tür ausgerichtet hat. Coronabedingt konnte dieser in den letzten Jahren nicht stattfinden. Umso mehr freute sich Löschzugführer Pascal Porzig, dass die Pulheimer Bevölkerung am 25. August nun endlich wieder zu einem abwechslungsreichen Programm auf das Gelände „Zum Schwefelberg“ eingeladen werden konnte. Zudem gibt es ein Jubiläum zu feiern: 120 Jahre Löschzug Pulheim

Informationen rund um Feuerwehr, Rettung und Polizei

Der Freiwillige Löschzug Pulheim, der in diesem Jahr auf sein 120-jähriges Bestehen zurückblicken kann, und die hauptamtlichen Kräfte stellten dem Publikum die Wache und den Fahrzeugpark vor. Das Team besteht aktuell aus 77 Freiwilligen, davon sind 69 Männer und 8 Frauen. Ca. 80 hauptamtliche Kräfte, dazu gehört auch der Rettungsdienst, sind auf der Feuer- und Rettungswache tätig. Im Jahr 2023 war die Feuerwehr 114-mal im Einsatz. Im Jahr 2024 sind es bisher 72 Einsätze.

Um den Einsatzwert der Fahrzeuge und die Gefahren von Bränden zu demonstrieren, fanden über den Tag verteilt verschiedene Veranstaltungen statt. Bei der Fahrzeugausstellung konnten die Gäste dann die Technik auch aus unmittelbarer Nähe begutachten und hautnah erleben. So konnte man z. B. einen Rettungswagen von innen besichtigen und das reichhaltige medizinische Equipment bestaunen. Der Löschzug Stommeln führte einen fahrbaren Stromerzeuger des Katastrophenschutzes vor und das Technische Hilfswerk stellte Fahrzeuge aus. Ein Highlight war die 90 Meter hohe Rettungsplattform des RWE Neurath. Auch die Polizei war vor Ort und führte den Besuchern plastisch das Thema „Toter Winkel bei LKWs“ vor Augen. Außerdem gab es eine Modenschau, bei der verschiedene Einsatzkleidung präsentiert wurde. Eine Einheit mit Rettungshunden stellte ihre Fähigkeiten unter Beweis. Mensch und Tier arbeiten dabei „Hand in Pfote“ zusammen.

Natürlich wurde auch an die kleinen Gäste gedacht. Sie konnten u. a. auf einer Hüpfburg toben. Bei einer Tombola gab es tolle Preise zu gewinnen. Hunger und Durst konnten in der Cafeteria, am Essens- und Getränkestand gestillt werden. Es war für jeden Geschmack etwas Leckeres dabei. Auch der Wettergott war von der Veranstaltung begeistert und die Sonne lachte vom Himmel.

Historischer Rückblick

Das offizielle Gründungsdatum der Freiwilligen Feuerwehr ist auf den 1. September 1904 datiert. Dieses Datum ist einem alten Protokollbuch der damaligen Gemeinde Poulheim zu entnehmen. Aber schon weit vor 1880 befasste sich die ehemalige Gemeinde Poulheim mit dem Feuerwehrwesen. Es gab ein Spritzenhaus, eine Feuerspritze, Feuerlöschgerätschaften und Männer, die damit umgehen konnten. Im Jahr 1907 beantragte der Ehrenbürgermeister die Feuerwehr von Poulheim als mit polizeilichen Befugnissen ausgestattete Schutzwehr anzuerkennen. In einem Gemeindeprotokoll des Jahres 1907 wird der Name Johann Kleefisch als Führer der Feuerwehr benannt. Als seine Stellvertreter standen ihm Clemens Heß und Anton Beyer zur Seite. Im Jahr 1918 wurde dann aus der französischen Schreibweise „Poulheim“ die jetzige Schreibweise „Pulheim“. Stellvertretend für viele andere seien an dieser Stelle noch einige Namen wichtiger Führungskräfte in der Geschichte der Feuerwehr Pulheim (Hauptamtliche Wache/Löschzug Pulheim) genannt: Quirin Büsseler, Hans Klein, Johann Streiffels, Gebhard Kaufmann, Karl Froitzheim, Peter Muhr, Jakob Dünnwald, Hermann-Josef Brauns, Wolfgang Lechner, Heinz-Peter Effertz, Klaus Mund, Reinhard Gremlitza, Ralf Rahn, Dirk Hagendorf und Guido Bruckmann

Die Wehrleitung der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Pulheim besteht aktuell aus dem Leiter der Feuerwehr Tim Schweren, seinem ersten Stellvertreter Paul-Josef Kremer sowie dem Leiter der Feuer- und Rettungswache, Stephan Hambach. Löschzugführer ist Pascal Porzig.

Das Spritzenhaus der Feuerwehr Pulheim stand zunächst an der Venloer Straße neben der damaligen Schule (Heute „Barbaraschule/Schule Bachstraße). Bis 1954 wurden die Gerätschaften auf dem Gelände der Schule abgestellt. Im Mai 1956 wurde in der Blumachergasse „im Garten des alten Rathauses“ für die Feuerwehr eine Garage errichtet, in der ein Fahrzeug abgestellt werden konnte.

1966 wurde mit dem Neubau des Feuerwehrhauses in der Blumachergasse begonnen. Es wurde 1967 fertiggestellt.

Im Laufe der Zeit wurde die Wache an der Blumachergasse zu klein und der Rat beschloss eine neue Feuerwache zu bauen. Im November 1987 wurde die neue Feuer- und Rettungswache „Zum Schwefelberg“ an die hauptamtliche Wache und den Löschzug Pulheim übergeben. Ende März 2018 wurde dann ein neuer Anbau der Feuer- und Rettungswache Pulheim offiziell eingeweiht.

Jugend und Frauen bei der Feuerwehr Pulheim

Im Mai 1970 regte Wehrleiter Gebhard Kaufmann die Gründung einer Jugendfeuerwehr an. Im Mai wurde diese dann gegründet und den Jugendlichen wurde das „Kleine und Große 1×1 der Feuerwehr“ beigebracht. Im Jahr 1998 öffnete sich die Jugendfeuerwehr auch für Mädchen. Im Jahr 2002 wurde die erste Frau in die Einsatzabteilung des Löschzugs Pulheim aufgenommen. Susanne Remacly trat im August 1998, mit 13 Jahren, als erstes Mädchen in die Jugendfeuerwehr ein. Mit dem 18. Lebensjahr wechselte sie dann im Dezember 2002 in die aktive Wehr. Seither gibt es immer mehr Mädchen und Frauen bei der Jugendfeuerwehr/Feuerwehr Pulheim. (Einen Artikel über die Jugendfeuerwehr Pulheim kann man hier lesen!)

Aus- und Fortbildung bei der Feuerwehr Pulheim

Von der Jugendfeuerwehr ausgehend bis zum Erwachsenenalter sind Schulungen, Aus- und Fortbildungen ein wichtiger Bestandteil der Feuerwehrarbeit. Es finden viele Übungsdienste statt. Die Basis bilden die Grundkenntnisse, die in Ausbildungen vermittelt werden. Darüber hinaus kann man sich noch spezialisieren. Da sich auch die Technik fortlaufend weiterentwickelt, müssen die Feuerwehrleute natürlich immer auf dem aktuellen Stand bleiben. Erworbenes Wissen wird dann weitergegeben. Feuerwehrleute, die ausgebildet und geschult wurden, bilden dann später oft selber wieder aus. Nachwuchs ist bei der Feuerwehr und dem Rettungsdienst immer willkommen. Zu den Berufen in diesem Bereich gab es beim Tag der offenen Tür auch Infostände.

Besondere Einsätze und Anekdoten

In 120 Jahren gab es auch besondere Einsätze und Anekdoten. Hier eine kleine Auswahl:

– 24.11.1932: Der größte Teil von Gut Baadenberg, nahe an der Stadtgrenze zu Köln gelegen, brannte bis auf die Grundmauern nieder.

– Im Dezember 1993 kam es zu langanhaltenden ergiebigen Niederschlägen. Der Rhein in Köln stieg stark an und überschwemmte Teile der Stadt. Häuser konnten nur noch mit Booten erreicht werden. Heizungen und Strom fielen aus. Am 24. Dezember 1993 gegen Mittag wurde der Löschzug Pulheim über Meldeempfänger alarmiert. Es wurde ein Motorboot für den Bereich Rodenkirchen benötigt. Der Löschzug hatte so ein Boot und sagte Unterstützung zu. Verschiedene Bewohner mussten mit dem Boot evakuiert werden. Für die in Häusern verbliebenen Bewohner wurde ein Fährdienst eingerichtet. Als der Rheinpegel sank, wurden Keller ausgepumpt. Nach vier Tagen war der Einsatz beendet.

– Im Januar 1995 kam es erneut zu einem Jahrhunderthochwasser und die Feurwehr Pulheim unterstützte erneut die Feuerwehr Köln.

– 8. Juni 2001: An diesem Tag kam es in einem Teppich- und Tapetenmarkt zu einem Großbrand. Über 250 Feuerwehrleute aus Pulheim und dem damaligen Erftkreis versuchten stundenlang das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Erst in der Nacht wurde das Feuer gelöscht. Es war eines der größten Feuer in Pulheim, das es jemals gab.

– Anfang 2005 fragte der WDR beim Löschzug Pulheim an, ob dieser mit einem Fahrzeug in der Serie „Lindenstraße“ mitwirken würde. So kam es, dass der Löschzug Pulheim in der beliebten Familienserie zum Einsatz kam. In den folgenden Jahren kamen noch verschiedene Kurzauftritte in anderen Serien hinzu.

– Zum Weltjugendtag 2005 in Köln unterstützte die Feuerwehr Pulheim am 21. August die Abschlussfeier auf dem Marienfeld in Kerpen. Mitglieder des Löschzugs Pulheim waren am Bahnhof in Horrem eingesetzt. Sie versorgten die Teilnehmer auf der Abreise mit Getränken und betreuten erschöpfte Teilnehmer im Bereich des Bahnhofs.

– 21. Juni 2013: Die Hauptwache und der Löschzug Pulheim wurden um 23 Uhr 48 alarmiert. In einem Mehrfamilienhaus im Rotdornweg wurde ein verrauchter Keller gemeldet. Beim Eintreffen der Feuerwehrkräfte stellte sich die Lage als Kellerbrand dar. 5 Personen wurden aus dem Gebäude evakuiert. Es gab Schwierigkeiten die Brandstelle zu lokalisieren. Ein Feuerwehrmann kollabierte und wurde ins Krankenhaus gefahren. Um 0 Uhr 52 kam es zu einer Durchzündung im Saunabereich. Ein Angriffstrupp wurde davon überrascht und durch einen weiteren Trupp gerettet. Gegen 5 Uhr morgens war der Feuerwehreinsatz beendet.

– 9. Juni 2014: Die Gewitterfront des Tiefdruckgebiets Ela zog mit Sturmböen, Regen und teils auch Hagel über NRW. Durch Bereitschaft wurden auch Fahrzeuge der Löschzuge Pulheim, Brauweiler und Stommeln nach Essen alarmiert, um Sturmschäden zu beseitigen.

– Sommer 2018: Es herrschte drückende Hitze und Waldbrandgefahr. Der Bauhof der Stadt Pulheim fragte bei der Freiwilligen Feuerwehr Pulheim um Amtshilfe an. Der Löschzug Pulheim beteiligte sich darauf hin, wie auch die anderen Löschzüge im Stadtgebiet, bei der Bewässerung von Grünflächen. Bis in den August dauerte die Aktion an. Hinweis der Redaktion: Auch in den Folgejahren war die Feuerwehr im Stadtgebiet im Sommer zur Bewässerung von Grünflächen unterwegs. So wurde z. B. die Große Laache mit Hilfe der Feuerwehr vor dem Austrocknen bewahrt.

Quelle und Titelfoto sowie historische Fotos zu den Rubriken „Historischer Rückblick/Jugend und Frauen bei der Feuerwehr Pulheim/Besondere Einsätze und Anekdoten“: Chronik der Feuerwehr Pulheim – Besonders zu erwähnen sind an dieser Stelle Wolfgang Lechner (Grundchronik und Recherche zur Gründung) und Reinhard Gremlitza (Ergänzungen und Fortführungen), der fast 20 Jahre den Löschzug Pulheim geführt hat. Leider sind beide schon verstorben. Wir hoffen die Veröffentlichung und unser Beitrag ist in ihrem Sinne.

Mit Feuer und Flamme für uns im Einsatz

Der Tag der offenen Tür der Feuerwehr Pulheim war ein gelungenes Familienfest. Er trug zum Austausch zwischen Pulheimer Bevölkerung und Feuerwehr bei. Im direkten Kontakt konnten Fragen gestellt und tiefere Einblicke in die Feuerwehrarbeit gewonnen werden.„Schauen, Reden und Ausprobieren“ war das Motto und machte die Veranstaltung zu einem generationenübergreifenden Erlebnistag. Besonderen Respekt haben wir vor dem 120-jährigen Bestehen des Löschzugs Pulheim. Unzählige Feuerwehrleute haben sich in dieser Zeit für Menschen eingesetzt, die Hilfe brauchten. Hab und Gut, vor allen Dingen aber Leben wurden gerettet. Das kann man gar nicht genug wertschätzen. Daher ist unser Artikel etwas länger geworden. Er soll die umfangreiche und wichtige Arbeit der Feuerwehr Pulheim über 120 Jahre darstellen, ein paar Erinnerungen zurückbringen und auch auf die Gegenwart schauen. Wir sagen Dankeschön!

„Allzeit bereit – Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!“