D’r Zoch kütt! Wie der Pulheimer Karnevalszug organisiert wird

Bald ist es wieder soweit. Karnevalszüge ziehen durch Pulheim und seine Orte. Die Jecken feiern am Straßenrand, die Kamelle fliegen und es herrscht viel Spaß an der Freud. Doch den meisten Menschen ist gar nicht bewusst, dass viel Aufwand nötig ist um einen Karnevalszug zu organisieren. Im Zentralort Pulheim sorgt die KG Ahl Häre als Veranstalter seit ihrem Gründungsjahr 1927 dafür, dass d’r Zoch kütt. Der Geschäftsführer der KG Ahl Häre, Thomas Hennig, der 33 Jahre in der Zugleitung tätig war und Thomas Heinel aus dem aktuellen Zugleiter-Team haben uns erklärt, was bei den Planungen alles berücksichtigt werden muss.

Vor dem Spaß kommt die Bürokratie

Bis der Karnevalszug durch Pulheim rollen kann, müssen einige bürokratische Hürden genommen werden. Dabei steht das Zugleiter-Team im engen Kontakt mit der Stadt Pulheim (Ordnungsamt) und der Polizei. Die Planungsphase für den Zug startet im Frühherbst. Dann werden die bisherigen/zukünftigen Teilnehmer per Mail angeschrieben, um ihnen erste Informationen zur Planung und den nötigen Anmeldeunterlagen zu geben sowie das Sessions-Motto mitzuteilen. In der Zugleiterteilnehmerversammlung Ende des Jahres werden die Gruppenleiter über alles Wichtige rund um den Zug informiert und können sich bzw. ihre Gruppen anmelden. Diese Versammlung ist eine Pflichtveranstaltung! Nach Ende der Anmeldefrist ist eine Teilnahme am Zug nicht mehr möglich. Wichtig ist auch die Angabe der genauen Teilnehmerzahlen je Gruppe und die Nennung der Kennzeichen von den mitfahrenden Fahrzeugen. Für diese wird auch eine Haftungszusage der Versicherung erforderlich, die so genannte Helau-Bescheinigung, da die Fahrzeuge auf Brauchtumsveranstaltungen zweckentfremdet eingesetzt werden.

Unentbehrlich sind in jedem Karnevalszug die „Wagenengel“. Für die Ausübung dieses Postens muss man mindestens 16 Jahre alt sein und wird von den jeweiligen Gruppenleitern genau eingewiesen. Die Wagenengel spielen im Sicherheitskonzept des Karnevalszuges eine sehr wichtige Rolle. Im Rahmen ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit sorgen sie dafür, dass der Zug möglichst ohne Zwischenfälle und Unfälle durchgeführt werden kann. Wagenengel haben die Aufgabe zu verhindern, dass Zuschauer durch die Räder der Karnevalswagen gefährdet werden. Sie müssen neben dem ihnen zugewiesenen Rad gehen und Personen aus der Fahrspur Ihres Karnevalswagens heraushalten. Dazu bedarf es der vollen Konzentration, daher dürfen Wagenengel auch keine Kamelle werfen oder auf ihr Smartphone schauen. Für ihre Tätigkeit erhalten sie eine Aufwandsentschädigung, die von den den jeweiligen Gruppen zu tragen ist.

Jetzt kann es aber losgehen, oder? Nicht ganz. So ein paar „Kleinigkeiten“ sind noch zu erledigen. Am Karnevalssamstag findet die Zugschilderausgabe statt. Die Gruppen erfahren dann ihre Nummer, die festlegt, an welcher Stelle sie im Zug mitgehen. Natürlich müssen auch Anwohner informiert werden, die durch den Zug von Einschränkungen z. B. Parkverbote etc. betroffen sind. Dies geschieht in der Regel durch Plakate und Flyer. Auch für Toiletten wird an festgelegten Orten gesorgt. Nicht zu vergessen, ist die Zahlung von GEMA-Gebühren, die für die Musik im Zug anfallen. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Müllentsorgung. Hierbei ist der städtische Bauhof im Einsatz. Jedoch ist jeder Zugteilnehmer aufgerufen seinen Müll möglichst fachgerecht zu entsorgen und nicht einfach auf die Straße zu werfen. Anhand der Ausführungen sieht man, dass bei so einem Zug eine ganze Menge Kosten anfallen. Daher zahlen die teilnehmenden Gruppen auch eine Anmeldegebühr. Die KG Ahl Häre hat es bisher geschafft, dass diese Gebühr möglichst gering bleibt. Wie diese sich zukünftig entwickelt, bleibt abzuwarten.

Eines wird bei dieser Masse an Organisationsaufgaben jedoch deutlich. Jedes Jahr heißt es wieder: Nach dem Zug ist vor dem Zug!

Jecker Spaß für alle am Veilchendienstag

Am Veilchendienstag kütt er dann endlich, d’r Zoch in Pullem! Morgens versammelt sich nochmal das Zugleiterteam der KG Ahl Häre, um die Teilnehmerlisten zu prüfen, noch fehlende Daten aufzunehmen und zu übermitteln sowie die letzten Vorbereitungen zu treffen.

Dann geht es schon los mit der Aufstellung des Zuges am Schulzentrum auf der Hackenbroicher Straße. Hier wird die Reihenfolge der Teilnehmer koordiniert. Die Aufstellung wird so konzipiert, dass zu Beginn alle Zugteilnehmer aneinander vorbeigehen und sich so alle einmal begegnen. Vor dem Zug und während des Zuges sind die Zugleiter Ansprechpartner und achten auf die reibungslose Durchführung.

Wie sortiert man eigentlich so einen Karnevalszug? Die Zugleiter der KG Ahl Häre achten auf eine bunte Mischung. An der Spitze des Zuges gehen die Kita-Gruppen, damit die Kleinsten auch zuerst den Zug beenden können. Dann folgen weitere Blöcke z. B. von Schulen, Sportvereinen, Karnevalsvereinen usw. Weiter hinten fahren dann die Festwagen und am Ende des Zuges die Dreigestirne auf ihren Prunkwagen. In diesem Jahr werden ca. 50 Gruppen im Karnevalszug in Pulheim mitgehen. Teilnehmen kann im Übrigen jede Gruppe, jeder Verein bzw. jedes Team, das sich rechtzeitig anmeldet und die Auflagen erfüllt. Erst wenn der Zug im Einvernehmen mit der Polizei offiziell beendet und aufgelöst ist, kann das Zugleiter-Team durchatmen und endlich selber feiern.

Wir finden es bewundernswert mit welch großem ehrenamtlichen Engagement der Karnevalszug in Pulheim und in anderen Städten organisiert und durchgeführt wird. Eine tolle Leistung für die Pflege des Brauchtums und die gesellschaftliche Vielfalt in unseren Orten.

Wir sagen: Danke und Alaaf!

Hier noch Informationen zum Pulheimer Karnevalszug am 13. Februar 2024 – Beginn: 13 Uhr – Motto: „Pullem fiert met jroß un klein – Fastelovend dat muss sein!“ Zugweg: Hackenbroicher Straße, Paul-Decker-Platz, Steinstraße, Rathausstraße, Venloer Straße, Marktplatz, Orrer Straße, Nordring, Worringer Straße, Auf dem Driesch, Farehamstraße (Auflösung)