Pulheim hat die Wahl: David Hochhausen im Interview

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Von: Sandra Fiedler

In meiner Artikel-Serie wird im heutigen Interview der Bürgermeisterkandidat David Hochhausen (SPD) vorgestellt. (Foto: Manfred Jasmund)
In meiner Artikel-Serie wird im heutigen Interview der Bürgermeisterkandidat David Hochhausen (SPD) vorgestellt. (Foto: Manfred Jasmund)

Heute möchte ich meine Interview-Serie mit den Bürgermeisterkandidaten für Pulheim fortführen. Ich habe Frank Keppeler (CDU), David Hochhausen (SPD), Patrick Gartmann (Unabhängig) und Anke Lundborg (Bündnis 90/Die Grünen) 7 Fragen geschickt, die mich als Wählerin und junger Mensch sehr interessieren. In meiner Interview-Serie werde ich jedoch nur drei der vier Kandidierenden vorstellen. Anke Lundborg (Bündnis 90/Die Grünen) hat sich dagegen entschieden bei meiner Artikel-Serie mitzumachen. Heute geht die Interview-Reihe mit dem Bürgermeisterkandidaten David Hochhausen (SPD) weiter.

Ich hatte allen vier Kandidierenden die gleichen Fragen gestellt und ihnen vier Wochen Zeit gegeben, um mir zu antworten, damit jeder die gleichen Voraussetzungen hat. Keiner von ihnen hat Auskunft darüber erhalten, was die anderen geantwortet haben. Die Antworten wurden von mir vertraulich behandelt.

David Hochhausen, 44 Jahre alt, lebt mit seiner Frau und drei gemeinsamen Söhnen in Sinnersdorf. Er arbeitet seit 2016 für die SPD-Kreistagsfraktion, und war auch im Landtag unter anderem für Guido van den Berg tätig und bis zum Ausscheiden von Dagmar Andres aus dem Bundestag Anfang diesen Jahres Mitarbeiter in ihrem Abgeordnetenbüro. Er ist Vorsitzender der SPD Pulheim und Mitglied der SPD-Stadtratsfraktion und deren Sprecher im Ausschuss für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit. Seit 1996 bis zur Geburt seines zweiten Kindes war er Schiedsrichter im Westdeutschen Basketball Verband und mehrere Jahre Vorstandsmitglied des Basketball im Erftkreis e.V. Von 2007 an war er aktiv in der Vereinsführung des BBC07 Bergheim beteiligt und verantwortete dort die Jugendabteilung und übernahm auch für einige Jahre die Aufgabe des Kassenwarts. David Hochhausen möchte die Zukunft der Stadt aktiv gestalten und Pulheim zu einer guten „PulHeimat“ für alle Bürgerinnen und Bürger machen (Quelle: SPD Pulheim / David Hochhausen) Hier folgt nun das Interview:

Wie ist Ihre Vision für die weitere Stadtentwicklung in Pulheim und seinen Orten (Wirtschaft, Infrastruktur, Bebauung, usw.)? Wie möchten Sie Pulheim und seine Ortsteile attraktiver für alle (Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Familien, Senioren, Menschen mit Handicap, Hunde/Tiere…) gestalten (Aufenthaltsorte, Freizeitangebote, Geschäfte, ÖPNV usw.)?

„Diese Frage hat es in sich und da könnte ich gut und gerne einige Podcasts zu einsprechen, beschränke mich aber in diesen Rahmen auf einige wesentliche Kernpunkte. Klare Botschaft von mir: Wir brauchen endlich Stadtplanung und -entwicklung mit Weitsicht und der nötigen Konsequenz. Wir brauchen viel mehr, idealerweise geförderte und daher mietpreisgebundene, Wohnungen. Sonst können sich die Menschen, die in dieser Stadt arbeiten es nicht erlauben, hier zu wohnen. Das ist auch ein Standortnachteil, den wir heute schon ganz konkret in Pulheim zu spüren bekommen. Wir brauchen Raum für gesellschaftliches Leben und die passende Infrastruktur. Und diese rechtzeitig und nicht erst, wenn das nächste Wohngebiet vollgezogen ist.
Ich will dies aber auch gerne noch etwas erläutern und versuche, nicht den Rahmen zu sprengen. Pulheim steht hier bisher für Stückwerk. Pulheim ist eine Stadt des Durchwurschtelns,
eine Stadt des Stillstands mit gelegentlichen kleinen, tapsigen Schrittchen nach vorne. Pulheim ist eine Stadt der Interims, wohin man auch schaut. Große Baugebiete sind immer wieder entstanden, ohne die nötige Infrastruktur einzuplanen. Das merken wir nicht nur bei Kitas und Schulen. Auch beim Thema Verkehr sehe ich keine Planung aus einem Guss oder mit einer konsequenten Idee. Die vielen Straßen, auf denen die Nutzung des sog. Fahrradschutzstreifens eine lebensgefährliche Mutprobe darstellt, sind ein klares Zeichen dafür.
Und wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass wir uns mit der Realität einer immer schlimmer werdenden Klimakatastrophe auseinandersetzen müssen. Die Frage, wie wir unsere Ortsteile auch im Sommer lebenswert erhalten, muss bei jeder Entscheidung mitgedacht werden. Genauso natürlich wie der Starkregenschutz und die allgemeine Frage der zukünftigen Wassernutzung und Wasserspeicherung.
Unsere Gesellschaft braucht Räume für das öffentliche Leben. Jeder Ortsteil braucht ein sog. Haus der Begegnung, welches für Vereine und Initiativen nutzbar ist. Initiativen wie das buk in Stommeln als sogenannter „Dritter Ort“ verdienen unsere Unterstützung. Die Sanierung und bedarfsgerechte Anpassung unserer Sportstätten muss ebenfalls endlich im Ganzen betrachtet werden. Wir brauchen einen Sportstättenentwicklungsplan.

Die Entwicklung unsere Ortsteile oder einzelner Quartiere im Zentralort will ich gemeinsam mit den Menschen vor Ort angehen. Nicht über ihre Köpfe hinweg. Gute Ansätze, wie die Befragung zum Thema Outdoorsportmöglichkeiten müssen auch mit einer klaren Zeitperspektive zu Resultaten führen und dürfen nicht versanden. Denn wir wissen, dass gerade auch unsere Jugend mehr Bolz- und Basketballplätze dankend annehmen würde. Solche Angebote braucht es in allen Ortsteilen.“

Auch Graffitis können das Stadtbild verschönern.
Auch Graffitis können das Stadtbild verschönern.

Thema Demografie: Die Menschen werden immer älter und/oder haben Handicaps. Was möchten Sie speziell für diese Menschen tun? Wie wichtig ist Ihnen Inklusion in Pulheim und darüber hinaus?

„Pulheim hat die zweitälteste Bevölkerung im Kreis. Ein Viertel der Menschen hier ist über
60 Jahre alt, über 4700 sogar über 80.
Ganz viele Familien sind heute schon unmittelbar von der Pflegekrise betroffen. Und wir
müssen ehrlich sein und klar sagen, dass wir nicht genug Pflegeinrichtungen in Pulheim
ansiedeln können, selbst wenn diese nicht vom Fachkräftemangel betroffen wären.
Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam mit allen Akteuren in diesem Bereich diskutieren
müssen, wie wir innovative Pflegekonzepte nach Pulheim holen. Wie wir Quartiere
schaffen, die betreutes oder unterstütztes Wohnen, Pflege und Service verbinden und
die den Menschen möglichst lange ein gutes Leben ermöglichen. Das ist ein Thema,
dass wir unbedingt anpacken müssen, und das will ich übernehmen. Es reicht als Stadt
meiner Meinung nach nicht, auf eine fehlende Zuständigkeit bei der Pflegeplanung zu
verweisen. Das hilft den Menschen in unserer Stadt nicht, aber es ist ein Thema, dem
wir uns dringend stellen müssen!
Klar will ich auch sagen, dass eine inklusive Gesellschaft allen Menschen zugutekommt.
Das klassische Beispiel des abgesenkten Bordsteins, der Menschen mit Rollator ebenso
hilft, wie jungen Eltern mit Kinderwagen, macht dies deutlich.
Aber dahinter muss meiner Meinung nach auch eine klare Haltung stehen. Ich bin davon
überzeugt, dass eine Gesellschaft, die sich gegenseitig unterstützt und gerade dann
Rücksicht nimmt, wenn Menschen Hilfe brauchen oder nicht mehr so fix im Alltag
unterwegs sind, für alle besser ist. Hier kann eine Stadt nicht nur für sichere Gehwege
sorgen, sondern auch dabei helfen unterstützende Strukturen aufzubauen und zu
erhalten.“

Pulheim: Ein Ort für alle (Quelle: pexels.com)

Da ich als Erzieherin in einer Kindertagesstätte arbeite, liegt mir das Thema Kitas
und generell Schulen/Soziales sehr am Herzen. Personalmangel gehört in diesen
Bereichen quasi zum Alltag und bringt Einschränkungen/Probleme für Kinder,
pädagogisches Personal und Eltern. Welche Konzepte/Visionen haben Sie, um
Pulheim in diesem Bereich besser aufzustellen?

„Gute, zuverlässige Kinderbetreuung hat einen enormen Einfluss auf die Lebensqualität,
dass weiß ich als Vater dreier Kinder aus erster Hand. Wenn es in der Kinderbetreuung
knirscht, kracht es in den Familien.
Es hilft Familien nicht, dass das Springerkonzept der Stadt Pulheim bei kurzfristigen
Ausfällen nicht greift. Es hilft Familien kaum, wenn als „Problemlösung“ die
Betreuungszeiten allgemein eingeschränkt werden.
Ja, es gibt gerade im Erziehungsbereich einen Fachkräftemangel. Daher mache ich mich
schon lange für eine Entlastung gerade der Leitungskräfte von bürokratischen Aufgaben
stark. Auch eine Ausbildungsinitiative wäre dringend nötig.
Ganz grundsätzlich muss aber die Stadt als Arbeitgeberin attraktiver werden, gerade
auch in diesem Bereich. Wenn Einrichtungen sanierungsbedürftig sind, wenn die
Ausstattung zu wünschen übriglässt, wenn Sanitärräume stark in die Jahre kommen,
wenn nur dank Engagements von Fördervereinen Verschattungen im Außenbereich
angeschafft werden, dann gibt es sicherlich attraktivere Alternativen für viele
Beschäftigte. Alternativen, bei denen sie sich nicht nur aufgrund der Vergütung besser
wertgeschätzt vorkommen.
Daher werde ich als Bürgermeister mit Nachdruck für eine koordinierte
Sanierungsoffensive bei den städtischen Kitas sorgen. Denn hier liegt wirklich einiges im
Argen.
Mich hat gefreut, dass GIP erneut den Zuschlag für die Organisation des Ganztags an
unseren Schulen erhalten hat. Die etablierte, gute Arbeit des Vereins, wird
glücklicherweise fortgesetzt. (Am Rande: Von vielen Eltern weiß ich aber, dass sie sich
mehr Flexibilität wünschen. Hier sollte man überlegen was pädagogisch und
organisatorisch sinnvoll machbar ist.)
Generell will ich gerne auch in diesem Bereich neue Wege austesten. Dieser Mut fehlte
uns in der Vergangenheit zu oft. Ein Pilotprojekt wie in Dormagen, mit dem Ausfallzeiten
und Gruppengrößen reduziert werden sollen, finde ich beispielsweise spannend. Auch
die Möglichkeiten der Digitalisierung werden bisher viel zu wenig genutzt. Gerade im
Bereich der Arbeitsorganisation und -planung, aber auch der Kommunikation mit Eltern,
gibt es hier noch große Potentiale.“

Kitas und Schulen – Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft (Quelle: pexels.com)

Viele Menschen wünschen sich, dass endlich im Pulheimer See gebadet werden
kann. Wie wichtig ist Ihnen eine zeitnahe Realisierung der Umgestaltung des
Pulheimer Sees zum Bade- und Freizeitsee, welche Aspekte sind Ihnen in diesem
Zusammenhang wichtig?

„Genau wie meine Kinder freue ich mich darauf, „demnächst“ im Pulheimer See ein
erfrischendes Bad zu nehmen. Der Weg vom Baggerloch zum Badesee war lang, auch
weil die Stadtverwaltung jahrelang bei diesem Thema nicht vorangekommen ist, und ist
leider noch nicht zu Ende. Im BKSF habe ich mich dafür stark gemacht, dass die
„Potentialanalyse Pulheimer See“ wenigstens einmal nicht-öffentlich vorgestellt wurde,
auch wenn das Ergebnis dann ziemlich dünn war.
Nun soll noch vor der Wahl ein Bebauungsplanverfahren angestoßen werden. Aber man
muss ehrlich sein und klar sagen, dass der Badesee damit immer noch nicht zum
Greifen nah ist. Auch wenn andere das gerne so darstellen und ich deshalb oben beim
Wort „demnächst“ Anführungszeichen benutzt habe.
Es fehlen konkrete Pläne und wichtige Voraussetzungen für eine unbeschwerte Nutzung
des Sees sind noch nicht erfüllt. Das sind nicht nur sanitäre Einrichtungen und
Umkleidemöglichkeiten. Im Vordergrund steht die Sicherheit für Schwimmer und
Nichtschwimmer im Badebetrieb, besonders für Kinder. Dazu muss zum Beispiel auch
die Zufahrt für Rettungsfahrzeuge sichergestellt sein, um rasche Hilfe im Notfall und bei
Verletzungen zu leisten. Und schließlich ist der Pulheimer See nicht nur ein reiner
Badesee, sondern auch ein Gewässer, auf dem Segler und Angler ihrem Hobby
nachgehen. Den Schutz der Natur müssen wir dabei im konsequent im Auge behalten,
damit der See attraktiv bleibt. All das ist noch ungeklärt und wartet auf eine Lösung.
Ich setze ich mich daher für eine sorgfältig durchdachte Planung des Badestrandes ein,
um in Zukunft Konflikte zwischen all diesen Interessen gering zu halten. Da mehrere
Ämter der Pulheimer Stadtverwaltung und des Rhein-Erft-Kreises in die Planung
einbezogen sind, wird dies erfahrungsgemäß zu weiteren Verzögerungen führen. Um das
Verfahren zu beschleunigen, werde ich daher nach meiner Wahl zum Bürgermeister in
der Pulheimer Stadtverwaltung einen verantwortlichen Projektmanager oder eine
Projektmanagerin ernennen mit dem Auftrag, alle nötigen Schritte zu koordinieren,
Hürden zu beseitigen und für alle Beteiligten ein direkter Ansprechpartner zu sein. Denn
es wird Zeit, dass aus den allgemeinen Ideen der „Potentialanalyse Pulheimer See“ bald
konkrete Planung und Fakten werden. Erst dann kann man ehrliche Zeitpläne machen,
an denen ich mich dann auch gerne messen lasse.“

Einen Badestrand am Pulheimer See wünschen sich viele
Einen Badestrand am Pulheimer See wünschen sich viele

Viele Menschen in meinem Umfeld wünschen sich mehr neue und innovative
Konzepte für Veranstaltungen im Pulheimer Stadtgebiet. Inwiefern würden Sie
sich als Bürgermeister dafür einsetzen? Welche Ideen für
Veranstaltungen haben Sie?

„Mich hat sehr gefreut, dass der Streetfood-Feierabendmarkt endlich gestartet ist. Das
Konzept funktioniert anderswo seit langem. Aber für Pulheim will ich das durchaus als
innovativ gelten lassen.
Als Bürgermeister will ich dafür sorgen, dass Organisatoren von Veranstaltungen,
oftmals unsere aktiven und engagierten Vereine in Pulheim, auf eine Verwaltung treffen,
die ein offenes Ohr hat und umsetzungswillig ist. Es muss klar sein, dass in der Stadt
Pulheim auch neuartige Veranstaltungen möglich sind und die Stadt diese unterstützt:
durch schlanke Prozesse, möglichst geringe Kosten (wo die Stadt dies beeinflussen
kann) und zügige Verfahren. Pulheim soll eine „möglich-mach“ Stadt sein.
Hilfreich für ein interessantes Veranstaltungsangebot ist außerdem eine starke und
aktive Kulturszene, denn aus ihr heraus können viele Angebote entstehen. Auch hier ist
wichtig, dass Stadt und Kulturtreibende ein offenes Verhältnis haben, kurze Wege für
Entscheidungen existieren und mögliche verwaltungsseitige Hürden in kurzen,
klärenden Abläufen geregelt werden können.
Beim Blick auf mögliche Veranstaltungsorte lohnt sich ein Blick über die Stadtgrenze
hinweg. Kann man vielleicht eine Veranstaltungsreihe im Freibad machen oder gibt es
Möglichkeiten leerstehende Gewerbeflächen für spannende Projekte zeitweise zu
nutzen? Gibt es vielleicht gerade im Sommer Potentiale für neue Angebote im Freien?
Kann man vielleicht den Marktplatz zeitweise mit einer mobilen Wasserspielanlage
und/oder einer Sandfläche für Familien mit Kindern als Ort der Naherholung attraktiv
machen?
Ich bin überzeugt, dass es noch viele Potentiale für neue Veranstaltungen und Angebote
in verschiedenen Größen gibt. Dies kann auch für unsere Gewerbetreibenden und
unsere Gastronomie ein unterstützender Faktor sein und mehr Aktivität der Stadt bei
diesem Thema auch aus diesem Grunde angeraten sein.“

Traditionelle und neue Veranstaltungen bereichern Pulheim

Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und des Artensterbens: Welche
konkreten Maßnahmen planen Sie für Pulheim, um die lokale Biodiversität zu
fördern und gleichzeitig die Bürgerinnen und Bürger aktiv in den Schutz unserer
natürlichen Lebensgrundlagen einzubinden? Wie stellen Sie sicher, dass diese
Maßnahmen langfristig und über parteipolitische Grenzen hinweg Bestand haben
werden?

„Dieses Thema macht mir im Alltag sehr zu schaffen. Welche Welt wir unseren Kindern
hinterlassen, macht mir große Sorgen. Verantwortung dafür zu übernehmen ist ein
großer Teil meiner politischen Motivation.
Artensterben und Klimawandel sind enorme Herausforderungen nicht nur für die
Zukunft, sondern auch jetzt. Obwohl die Auswirkungen des Klimawandels von Jahr zu
Jahr deutlicher werden in Form von starken Temperaturschwankungen, Starkregen,
Überflutungen und Dürre, wird dieses Problem in seiner Tragweite unterschätzt, weil
dieser stetige Wandel nicht Schlagzeilen macht wie ein Erdbeben oder ein
Vulkanausbruch. Dabei sind die ökologischen und wirtschaftlichen Folgen gravierender
als ein solches Einzelereignis. Das „Jahrhunderthochwasser“ im Ahrtal hat uns das
drastisch vor Augen geführt, womit wir auch in unserer Region rechnen müssen.
Wir müssen eine Doppelstrategie verfolgen: Einerseits aktiv die Ursachen für
Klimawandel und Artensterben bekämpfen. Ja, die großen Räder beim Klimaschutz
werden nicht in Pulheim gedreht, aber nichtsdestotrotz tragen wir Verantwortung.
Andererseits gilt es uns vor den katastrophalen Folgen zu schützen.
Auf der Ebene unserer Stadt heißt das konkret: Es gibt viel Potential CO2 bei Gebäuden
einzusparen. Die Stadt muss da mit gutem Beispiel vorangehen. Photovoltaik auf allen
geeigneten städtischen Dächern wäre auch wirtschaftlich dringend angeraten. Andere
Themen sind Dachbegrünung, Außenisolierung, energieeffizienten smarten Heizungen,
Fassadenbegrünung und Regenwasserversickerung. Da gibt es enormen
Nachholbedarf. Die Realität ist: Wir leben in einer Stadt, im Jahr 2025, deren Verwaltung
keine ordentliche Verbrauchsermittlung bei Heizung, Wasser und Strom in vielen ihrer
Liegenschaften machen kann.
Beim Verkehr müssen wir für zusätzliche schnelle, sichere Radwegverbindungen sorgen.
Außerdem muss das Angebot des ÖPNV und das Car-Sharing-Angebot so verbessert
werden, dass es noch mehr Menschen nutzen.
In Anbetracht der dramatischen Situation der Erderwärmung ist es absolut
unverständlich, dass unser Klimabeirat aufgelöst wurde. Dort waren die Lokale Agenda,
Umweltexperten, engagierte Bürger, sowie Fachleute von Rat und Verwaltung vertreten,
um Maßnahmen zu erörtern, wie die Klimaziele des integrierten Klimaschutzkonzeptes
zu erreichen sind. Es wurden hier offenbar zu häufig kritische Fragen gestellt und
unliebsame Vorschläge gemacht. Der häufige Wechsel im Amt des Klimamanagements
ist wohl auch kein Zufall.
Als Bürgermeister werde ich den Klimabeirat oder ein vergleichbares Gremium wieder zu
einem wichtigen Beratungsinstrument machen, um Fachwissen und bürgerschaftliches
Engagement für das Ziel des Klima- und Umweltschutzes zu aktivieren. Zu viele
Menschen, die sich ehrenamtlich intensiv mit der Einsparung von Energie und Reduktion
von Treibhausgasen beschäftigt haben wie zum Beispiel im Schulzentrum Pulheim,
haben sich auf Grund der Reaktion der Stadtspitze frustriert zurückgezogen. Ich will sie
motivieren, sich weiter einzusetzen.
Mit dem Klimawandel verschärft sich auch das Artensterben. Das ist nicht nur eine
ökologische Katastrophe, sondern hat auch erhebliche ökonomische Folgen, besonders
für die Landwirtschaft. Deshalb gilt es, vor Ort die nachhaltige Landwirtschaft zu
stärken, Lebensräume zu sichern, zu vergrößern und miteinander zu vernetzen. Oft
reichen schon einfache Mittel, um die Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen zu
verbessern. Es darf zum Beispiel nicht weiter üblich sein, dass auf städtischen
Grundstücken, wie zum Beispiel den Friedhöfen Gehölze gepflanzt werden, die in NRW
auf der Liste der invasiven Arten stehen und in anderen Ländern völlig verboten sind,
weil sie einheimische Gewächse verdrängen. Initiativen, wie die der SPD-
Kreistagsfraktion zum Igelschutz, begrüße ich ausdrücklich.
In Gesprächen mit Naturschützern und der Lokalen Agenda habe ich erlebt, dass dort
sehr viel Sachverstand und viele Ideen vorhanden sind. Sie dürfen nicht mehr das
Gefühl haben, bei der Stadtspitze und auf taube Ohren zu stoßen.
Ich finde es toll, dass etwa an unserer Gesamtschule die Sustainable Development
Goals so intensiv hochgehalten werden. Als Bürgermeister will ich dafür Sorge tragen,
dass diese globalen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung auch immer Teil unserer
städtischen Arbeit sind und dies auch transparent kommunizieren. Und ich werde auch
so konsequent sein und mich diesbezüglich von den Schülerinnen und Schülern
kontrollieren lassen.“

Klima-, Natur- und Artenschutz, auch für Pulheim wichtige Themen
Klima-, Natur- und Artenschutz, auch für Pulheim wichtige Themen

Warum sollte ich genau Sie zum Bürgermeister wählen?

„Zukunft passiert, auch ohne dass man sich drum kümmert. Aber man kann sie auch
gestalten… wenn man will und sich traut. Ich will hier in unserem Pulheim, unserer
Pulheimat, endlich dafür sorgen, dass wir unsere wirklich guten Möglichkeiten auch mal
nutzen. Es muss Schluss sein damit, sich von einer Behelfslösung zur nächsten zu
hangeln und viele wichtige Themen einfach auszusitzen.
Wozu das führt, erleben wir gerade: Lauter marode Schulen, Feuerwehrhäuser und
Kitas, bei denen Sanierung und Neubau teilweise schon lange überfällig sind. Echte,
geplante Stadtentwicklung mit Blick nach vorne fehlt dagegen viel zu oft.
Pulheim kann so viel mehr. Ja, wir müssen ganz dringend ganz viele aufgelaufene
Baustellen abarbeiten. Schon dabei würde mehr Mut zu neuen Wegen, zum Beispiel viel
mehr digitaler Planung, helfen.
Aber wir müssen uns auch ernsthaft damit beschäftigen, wie Pulheim als Stadt im
Kölner Speckgürtel aufgestellt sein soll. Werden wir zu einer Schlafstadt? Haben wir ein
eigenes Profil als Wirtschaftsstandort? Wie bleiben unsere Stadtteile lebendig,
lebenswert und bezahlbar? Und wie stellen wir uns der Realität des gravierenden
Klimawandels?
Da haben ich Ideen und Vorstellungen, die ich hier schon teilweise anreißen konnte und
die ich gerne in den kommenden Wochen bis zur Wahl vorstellen möchte. Ich bin aber
auch davon überzeugt, dass es zukünftig weniger um vermeintliche Patentrezepte gehen
sollte. Vielmehr geht es darum, sich Herausforderungen offen zu stellen und dann in der
demokratischen Mitte im Stadtrat, aber auch mit der Stadtgesellschaft direkt, gute
Lösungen zu suchen. Hier sehe ich mich als Bürgermeister in der Verantwortung diese
Prozesse anzustoßen und zu moderieren. Ich werde mich nicht hinter dem Rat oder dem
Verwaltungsvorstand verstecken.
Ich werde mit frischem Mut und einer neuen Perspektive die nötigen Veränderungen im
Rathaus vornehmen und den Berg an aufgelaufenen Aufgaben konsequent abarbeiten.
Mein Blick wird dabei konsequent aus der Perspektive der Bürgerinnen und Bürger dieser
Stadt sein. Eine Perspektive, die an viel zu vielen Stellen fehlt oder viel zu oft nicht
ausreichend beachtet wird. Eine Perspektive, die dringend nötig ist.“

Wer zieht nach den Kommunalwahlen in das Pulheimer Rathaus ein?
Wer zieht nach den Kommunalwahlen in das Pulheimer Rathaus ein?

Ich möchte mich herzlich bei David Hochhausen für das Interview und die Zeit, die er sich für die Fragen genommen hat, bedanken.

Mehr Infos über David Hochhausen findet man hier!