Pulheim hat die Wahl: Frank Keppeler im Interview

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Von: Sandra Fiedler

In meiner Artikel-Serie wird im heutigen Interview der amtierende Bürgermeister Frank Keppeler vorgestellt. (Foto: Stephan Pick)
In meiner Artikel-Serie wird im heutigen Interview der amtierende Bürgermeister Frank Keppeler vorgestellt. (Foto: Stephan Pick)

Heute möchte ich meine Interview-Serie mit den Bürgermeisterkandidaten für Pulheim starten. Ich habe Frank Keppeler (CDU), David Hochhausen (SPD), Patrick Gartmann (Unabhängig) und Anke Lundborg (Bündnis 90/Die Grünen) 7 Fragen geschickt, die mich als Wählerin und junger Mensch sehr interessieren. In meiner Interview-Serie werde ich jedoch nur drei der vier Kandidierenden vorstellen. Anke Lundborg (Bündnis 90/Die Grünen) hat sich dagegen entschieden bei meiner Artikel-Serie mitzumachen. Heute startet das Interview mit dem amtierenden Bürgermeister Frank Keppeler (CDU).

Ich hatte allen vier Kandidierenden die gleichen Fragen gestellt und ihnen vier Wochen Zeit gegeben, um mir zu antworten, damit jeder die gleichen Voraussetzungen hat. Keiner von ihnen hat Auskunft darüber erhalten, was die anderen geantwortet haben. Die Antworten wurden von mir vertraulich behandelt.

Frank Keppeler wurde 1973 in Köln geboren. 1974 zog er mit seiner Familie nach Pulheim. 1992 begann Frank Keppeler das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln. Das erste Staatsexamen absolvierte er 1997. Unmittelbar an den erfolgreichen Abschluss des Studiums schloss sich der Referendardienst beim Oberlandesgericht in Köln an. Von 2001 bis 2009 war der Volljurist als Rechtsanwalt tätig – seit 2002 mit eigener Kanzlei in Pulheim. Seit den neunziger Jahren ist Frank Keppeler in der Pulheimer CDU aktiv. Von 1999 bis 2009 war Frank Keppeler Ratsmitglied. Am 30.08.2009 wurde Frank Keppeler erstmals zum Bürgermeister der Stadt Pulheim gewählt. Das Amt trat er am 21.10.2009 an. Bei den Wahlen am 13.09.2015 sowie am 27.09.2020 wurde er jeweils wiedergewählt (Quelle: CDU Rhein-Erft). Nun tritt er erneut zur Wahl an. Hier folgt nun das Interview:

Wie ist Ihre Vision für die weitere Stadtentwicklung in Pulheim und seinen Orten (Wirtschaft, Infrastruktur, Bebauung, usw.)? Wie möchten Sie Pulheim und seine Ortsteile attraktiver für alle (Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Familien, Senioren, Menschen mit Handicap, Hunde/Tiere…) gestalten (Aufenthaltsorte, Freizeitangebote, Geschäfte, ÖPNV usw.)?

„Ob Bildung, Wirtschaft oder Freizeit – Pulheim ist gut aufgestellt.

Es gibt ausreichend Kita-Plätze für Kinder ab drei Jahren. Und auch bei den Plätzen für die ganz Kleinen ist die Versorgungslage gut. Ich bin in diesem Zusammenhang den Erzieherinnen und Erziehern in den Kindertagesstätten, aber auch den zahlreichen Kindertagespflegepersonen sehr dankbar für ihr wichtiges Engagement. Für Kinder unter drei Jahren wollen wir das Angebot für die Betreuung in Kindertagesstätten weiter ausbauen. So planen wir beispielsweise den Neubau der Kita Am Paulspfädchen in Sinnersdorf. Schon heute – vor dem ab 2026 geltenden Rechtsanspruch – werden mehr als 87 Prozent der Schülerinnen und Schüler der neun Grundschulen im Offenen Ganztag betreut. Erst vor kurzem ist die gute Zusammenarbeit mit dem Träger Ganztag in Partnerschaft e.V. für weitere sechs Jahre verlängert worden.

Im Doppelhaushalt für die Jahre 2024/2025 sind Mittel in Höhe von jeweils 300.000 € für Renovierungsarbeiten in Schulen enthalten. Die ersten Maßnahmen konnten, beispielsweise im Schulzentrum Brauweiler, bereits umgesetzt werden. Dies sind sinnvolle Investitionen, die wir auch in Zukunft brauchen.

Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Umsetzung des vom Rat beschlossenen Schulsanierungs- und Neubauprogramms. Hier gilt es, unsere Schulen fit für die Zukunft zu machen.

Sicherheit und Ordnung sind Kernbestandteile unseres Zusammenlebens. Aus diesem Grund ist es essentiell, dass die neuen Feuerwehrgerätehäuser für die Löschzüge der Feuerwehr in Pulheim, Stommeln und Brauweiler zügig realisiert werden.

Unsere Wirtschaft zeichnet sich durch eine gesunde Mischung aus Mittelstand, Industrie und Handwerk aus. Mit der zeitnah beginnenden Vermarktung der Flächen im Bebauungsplan 99 gegenüber dem Möbelhaus Segmüller bieten wir bereits ansässigen Unternehmen die Möglichkeit zu wachsen und können zudem neue Firmen nach Pulheim holen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze ist in den vergangenen rund 15 Jahren um etwa 30 Prozent gestiegen. Dabei liegt die Arbeitslosenquote in Pulheim stets deutlich unter der des Rhein-Erft-Kreises.

Ein wichtiges Thema ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Die GWG Rhein-Erft Wohnungsbaugesellschaft mbH wird in absehbarer Zeit in Sinnersdorf ein Projekt realisieren. Darüber hinaus hat der Rat der Stadt Pulheim eine Richtlinie beschlossen, die den Bau von gefördertem Wohnraum bei bestimmten Projekten vorschreibt.

Das Freizeitangebot in unserer Stadt ist vielfältig. Zunächst nenne ich hier die Kultur: Hier reichen die Facetten vom über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Synagogenprojekt, den hervorragenden Projekten des Freundeskreises der Abtei Brauweiler, bis hin zu Theatervorstellungen. Für Sportbegeisterte stehen zahlreiche Anlagen zur Verfügung. In diesem Jahr nehmen wir den komplett umgebauten Sportpark in Stommeln in Betrieb. Dann wird jeder Fußballverein in der Stadt über einen Kunstrasenplatz verfügen. Zudem werden wir bei der nun anstehenden Erweiterung des Nordparks auch Fitnessgeräte zur freien Nutzung aufstellen. Mountainbike- und BMX-Fans aus Nah und Fern zieht es bereits zum neuen Bikepark hinter dem Sportzentrum am Rodelhügel. Derzeit laufen an gleicher Stelle die Arbeiten am Skatepark, der das Angebot noch in diesem Sommer vervollständigen wird. Damit verfügt Pulheim über eine außergewöhnliche Anlage, die sicherlich zum Treffpunkt für Sportlerinnen und Sportler sowie für Jugendliche werden wird.

Auf der Agenda steht zudem die Planung von Vereinsheimen für den SV Grün-Weiß Brauweiler, den VfR Sinnersdorf, den SC Germania Geyen und den TuS Schwarz Weiß Brauweiler.

Aber bei allem, was geplant wird, müssen auch die finanziellen Auswirkungen bedacht werden. Ich bin froh, dass es durch umsichtiges und sparsames Wirtschaften gelungen ist, dass in dieser Wahlperiode die Steuersätze in unserer Stadt nicht erhöht worden sind. Es ist wichtig, dass Pulheim weiterhin über einen ausgeglichenen Haushalt verfügt und damit auch in Zukunft handlungsfähig bleibt. Die gilt nicht zuletzt im Sinne der Generationengerechtigkeit.“

Auch Graffitis können das Stadtbild verschönern.
Auch Graffitis können das Stadtbild verschönern.

Thema Demografie: Die Menschen werden immer älter und/oder haben Handicaps. Was möchten Sie speziell für diese Menschen tun? Wie wichtig ist Ihnen Inklusion in Pulheim und darüber hinaus?

„Schon heute ist ein Viertel der Bürgerinnen und Bürger in Pulheim älter als 65 Jahre – Tendenz steigend. Dies stellt uns vor große Herausforderungen. Zuletzt ist das Thema „Wohnen und Leben im Alter – Pulheim als seniorenfreundliche Stadt“ beim dritten Seniorenfachtag mit Expertinnen und Experten sowie Interessierten diskutiert worden. Die Verwaltung hat gerade eine Befragung gestartet, um mehr über die Lebens- und Wohnsituation von Seniorinnen und Senioren zu erfahren und die Bedürfnisse zur Barrierefreiheit, zur Erreichbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel oder zur Pflege zu ermitteln. Die Ergebnisse werden selbstverständlich bei den weiteren Planungen berücksichtigt. Schon jetzt steht fest: Wir benötigen in Pulheim weitere Pflegeplätze. Hierfür werde ich mich einsetzen.

Inklusion ist für mich gelebtes Miteinander. Dies beginnt in Kindertagesstätten und Schulen, wo Kinder mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam spielen und lernen. Es geht weiter mit inklusiven Angeboten auf unseren Spielplätzen sowie mit so vermeintlich kleinen Dingen wie abgesenkten Bordsteinen oder ausreichend Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum und reicht bis zur Unterstützung großer Projekte wie integratives Wohnen beispielsweise im Brauweiler Donatus-Quartier.“

Pulheim: Ein Ort für alle (Quelle: pexels.com)
Pulheim: Ein Ort für alle (Quelle: pexels.com)

Da ich als Erzieherin in einer Kindertagesstätte arbeite, liegt mir das Thema Kitas und generell Schulen/Soziales sehr am Herzen. Personalmangel gehört in diesen Bereichen quasi zum Alltag und bringt Einschränkungen/Probleme für Kinder, pädagogisches Personal und Eltern. Welche Konzepte/Visionen haben Sie, um Pulheim in diesem Bereich besser aufzustellen?

„Wie Sie sicherlich in Ihrem Berufsalltag erleben, ist der Personalmangel in Kindertagesstätten nicht nur in Pulheim spürbar. An erster Stelle steht für uns eine Betreuung, auf die sich die Eltern verlassen können und die für das Personal leistbar ist. Deshalb hat es in Abstimmung mit dem Jugendhilfeausschuss strukturelle Anpassungen gegeben – etwa bei der Vergabe von 45-Stunden-Plätzen –, sodass in den städtischen Kindertagesstätten grundsätzlich eine qualifizierte und verlässliche Betreuung gewährleistet wird. Generell haben wir in den letzten Jahren die Anzahl der Ausbildungsstellen in der Verwaltung erhöht. Daran wollen wir festhalten und in Abstimmung mit der Politik und dem Personalrat weitere Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität der Stadt Pulheim als Arbeitgeberin auf den Weg bringen.“ 

Kitas und Schulen - Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft (Quelle: pexels.com)
Kitas und Schulen – Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft (Quelle: pexels.com)

Viele Menschen wünschen sich, dass endlich im Pulheimer See gebadet werden kann. Wie wichtig ist Ihnen eine zeitnahe Realisierung der Umgestaltung des Pulheimer Sees zum Bade- und Freizeitsee, welche Aspekte sind Ihnen in diesem Zusammenhang wichtig?

„Sie sprechen ein Thema an, das auch mir sehr wichtig ist, und ich ärgere mich, dass manche Vorgänge so lange dauern. Allerdings sind beim Projekt „Pulheimer See“ viele Akteure beteiligt, und es sind komplexe Sachverhalte zu klären. Insbesondere sind noch umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen erforderlich, nachdem am Pulheimer See über Jahrzehnte Auskiesungsarbeiten stattgefunden haben. Es ist auch mein Ziel, den Pulheimer See für die Menschen zugänglich zu machen und damit das Freizeitangebot zu erweitern. Allerdings halte ich es für zwingend erforderlich, dass auch ein sicherer Badebetrieb gewährleistet ist. Die Verwaltung hat bereits einen Großteil der Flächen erworben, die dafür benötigt werden und arbeitet an der Erstellung eines notwendigen Bebauungsplans. Bei allem halte ich es aber für essentiell, die Belange des Natur- und Landschaftsschutzes unbedingt im Blick zu halten. Zugleich ist es wichtig, die Vereine mitzunehmen, die schon heute das Gelände nutzen. Hier sind wir bereits im Gespräch.“

Einen Badestrand am Pulheimer See wünschen sich viele
Einen Badestrand am Pulheimer See wünschen sich viele

Viele Menschen in meinem Umfeld wünschen sich mehr neue und innovative Konzepte für Veranstaltungen im Pulheimer Stadtgebiet. Inwiefern würden Sie sich als Bürgermeister dafür einsetzen? Welche Ideen für Veranstaltungen haben Sie?

„Zunächst halte ich es für wichtig, dass alle etablierten Veranstaltungen in den Orten, wie beispielsweise die Stommelner Woche, die Mai- und Schützenfeste, das Lindenplatzfest in Dansweiler sowie die Karnevalsumzüge auch in Zukunft stattfinden. Hier ist es nach meinem Dafürhalten die Aufgabe von Rat und Verwaltung die Vereine und Ehrenamtlichen, die hier Großartiges leisten, zu unterstützen. Aber auch für neue Ideen habe ich immer ein offenes Ohr. Ein Beispiel: Die KG Ahl Häre hatte seinerzeit die Idee, im Jahr 2015 erstmalig ein großes Open- Air-Konzert auf dem Marktplatz zu veranstalten. Hier hat die Stadt selbstverständlich unterstützt, und längst gehören diese Konzerte zum festen Bestandteil des Pulheimer Veranstaltungskalenders. Und auch der erst kürzlich mit großem Erfolg auf dem Marktplatz gestartete, von Marc Pesch und dem Aktionsring organisierte Feierabendmarkt, wurde und wird von der Stadt Pulheim unterstützt. Das gilt ebenso für kleinere, aber dennoch sehr wichtige Angebote, wie das Interkulturelle Fest, das unter anderem vom Kulturnetzwerk Pulheim sowie dem Integrationsrat seit einiger Zeit organisiert wird.“  

Traditionelle und neue Veranstaltungen bereichern Pulheim
Traditionelle und neue Veranstaltungen bereichern Pulheim

Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und des Artensterbens: Welche konkreten Maßnahmen planen Sie für Pulheim, um die lokale Biodiversität zu fördern und gleichzeitig die Bürgerinnen und Bürger aktiv in den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen einzubinden? Wie stellen Sie sicher, dass diese Maßnahmen langfristig und über parteipolitische Grenzen hinweg Bestand haben werden?

„Der Umwelt- und Klimaschutz bleibt eines der bestimmenden Themen unserer Zeit. Der Rat der Stadt Pulheim hat im Jahr 2017 nach einer rund einjährigen Erarbeitungsphase, an der sich auch viele Bürgerinnen und Bürger beteiligt haben, das Integrierte Klimaschutzkonzept einstimmig beschlossen. Hieraus leiten sich eine Vielzahl von Maßnahmen ab, die sich in der Umsetzung befinden. Es gilt, die Menschen mitzunehmen. Die Stadtverwaltung bietet beispielsweise unterschiedliche Förderprogramme an – von finanzieller Unterstützung bei der Anschaffung von PV-Anlagen bis hin zur Fassadenbegrünung. Wichtig ist mir, dass die Menschen sich nicht bevormundet fühlen, sondern wir sie so informieren, dass sie ihre Entscheidungen im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes treffen können. Die Förderung der Artenvielfalt steht in Pulheim ebenfalls laufend auf der Agenda. So wird von der Verwaltung in regelmäßigen Abständen kostenlos Saatgut verteilt, es werden Blühwiesen angelegt und in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Bonn und der örtlichen Landwirtschaft Feldraine biologisch aufgewertet. Und erst kürzlich wurden in Pulheim im Rahmen eines Artenschutzprojektes wieder 22 Feldhamster ausgewildert.“

Klima-, Natur- und Artenschutz, auch für Pulheim wichtige Themen
Klima-, Natur- und Artenschutz, auch für Pulheim wichtige Themen

Warum sollte ich genau Sie zum Bürgermeister wählen?

„Ich bin in unserer Stadt groß geworden und lebe hier seit rund 50 Jahren. Die Strukturen Pulheims sind mir daher gut bekannt. Es ist mir eine Ehre, für die Menschen als Bürgermeister arbeiten zu dürfen. Ein Schwerpunkt der Tätigkeit ist dabei natürlich die Leitung der Stadtverwaltung, in der über 830 Menschen beschäftigt sind und sich engagiert um die Belange der Bürgerinnen und Bürger kümmern. Da man in der Verwaltung oft auch mit schwierigen Sachverhalten konfrontiert ist, halte ich es für von Vorteil, dass ich Volljurist bin. Es ist mein Ansporn und mein Anspruch, die Herausforderungen, die vor uns liegen, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt anzupacken und zu meistern.“

Wer zieht nach den Kommunalwahlen in das Pulheimer Rathaus ein?
Wer zieht nach den Kommunalwahlen in das Pulheimer Rathaus ein?

Ich möchte mich herzlich bei Frank Keppeler für das Interview und die Zeit, die er sich für die Fragen genommen hat, bedanken.

Mehr Infos über Frank Keppeler findet man hier!