
Heute möchte ich meine Interview-Serie mit den Bürgermeisterkandidaten für Pulheim beenden. Ich habe Frank Keppeler (CDU), David Hochhausen (SPD), Patrick Gartmann (Unabhängig) und Anke Lundborg (Bündnis 90/Die Grünen) 7 Fragen geschickt, die mich als Wählerin und junger Mensch sehr interessieren. In meiner Interview-Serie werde ich jedoch nur drei der vier Kandidierenden vorstellen. Anke Lundborg (Bündnis 90/Die Grünen) hat sich dagegen entschieden bei meiner Artikel-Serie mitzumachen. Heute endet die Interview-Reihe mit dem unabhängigen Bürgermeisterkandidaten Patrick Gartmann.
Ich hatte allen vier Kandidierenden die gleichen Fragen gestellt und ihnen vier Wochen Zeit gegeben, um mir zu antworten, damit jeder die gleichen Voraussetzungen hat. Keiner von ihnen hat Auskunft darüber erhalten, was die anderen geantwortet haben. Die Antworten wurden von mir vertraulich behandelt.
Interview mit dem unabhängigen Bürgermeisterkandidaten Patrick Gartmann
Patrick Gartmann ist 52 Jahre alt, in Brauweiler aufgewachsen und seit fast 20 Jahren lebt er mit seiner Frau und den beiden mittlerweile erwachsenen Kindern in Sinthern. Seit fast 15 Jahren engagiert er sich ehrenamtlich unter anderem in Kindergarten und Schule und ist seit 2013 der erste Vorsitzende des SC Germania Geyen. Berufliche Erfahrungen hat er in den letzten Jahren im Management mehrerer mittelständischer Unternehmen gesammelt. Der unabhängige Bürgermeisterkandidat Patrick Gartmann tritt mit dem Slogan „für pulheim.für uns.“ an. Sein Ziel als Bürgermeister ist eine gut aufgestellte Verwaltung in enger Zusammenarbeit mit den Menschen dieser Stadt (Quelle: Internetseite Patrick Gartmann). Hier folgt nun das Interview:
Wie ist Ihre Vision für die weitere Stadtentwicklung in Pulheim und seinen Orten (Wirtschaft, Infrastruktur, Bebauung, usw.)? Wie möchten Sie Pulheim und seine Ortsteile attraktiver für alle (Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Familien, Senioren, Menschen mit Handicap, Hunde/Tiere…) gestalten (Aufenthaltsorte, Freizeitangebote, Geschäfte, ÖPNV usw.)?
„Pulheim soll wachsen – aber mit Verstand und im Dialog mit den Menschen. Nicht jede freie Fläche muss bebaut werden. Aber wenn wir etwas entwickeln, dann bitte durchdacht: bezahlbarer Wohnraum, sichere Wege, gute Anbindung, Digitalisierung – und das in allen Ortsteilen.
Ich setze mich dafür ein, dass neue Baugebiete einen sozialen und funktionalen Mix bieten: Mietwohnungen für Familien, altersgerechte Wohnungen, aber auch Eigentum. Das geht nur mit einer aktiven Flächenpolitik, klaren Vorgaben in Bebauungsplänen und Kooperation mit Genossenschaften und Wohnungsbaugesellschaften. Gleichzeitig will ich unseren lokalen Handel, das Handwerk und das Gewerbe stärker einbinden – durch kurze Wege, weniger Bürokratie und lebendige Ortskerne, die zum Einkaufen, Arbeiten und Verweilen einladen.
Gerade Jugendliche brauchen mehr Orte, die wirklich zu ihrem Alltag passen. Wenn solche Angebote fehlen, werden Spielplätze abends zu Treffpunkten, für die sie nie gedacht waren. Wir brauchen offene, gut gestaltete Aufenthaltsbereiche mit Sitzgelegenheiten, Bewegungsmöglichkeiten und echter Mitgestaltung.
Projekte wie der Bike- und Skatepark oder die jetzt bald neu eröffnete Hundefreilaufwiese zeigen, was möglich ist. Solche Angebote dürfen keine Einzelfälle bleiben – wir müssen sie weiterdenken, dauerhaft etablieren und auf andere Ortsteile ausweiten.
Ich will, dass der ÖPNV in Pulheim endlich besser funktioniert – mit verlässlichen Taktzeiten, weniger Ausfällen und einer besseren Anbindung auch zwischen den Ortsteilen. Gerade abends oder am Wochenende fehlt es häufig an sinnvollen Verbindungen – das betrifft Jugendliche, ältere Menschen, Familien und Pendler, die auf Bus und Bahn angewiesen sind.
Ein Ansatz kann sein, dass wir einen kleinen Stadtbus oder Shuttle einführen, der gezielt in Nebenzeiten fährt und Lücken im Fahrplan schließt – etwa abends oder zwischen kleineren Ortsteilen. So könnten wir kostengünstig und flexibel dort Mobilität schaffen, wo heute oft nur fast leere Linienbusse unterwegs sind. Mehrere Städte in NRW – wie Lemgo, Detmold oder Paderborn – zeigen, wie erfolgreich kommunale Stadtbus-Systeme sein können: Sie sorgen für bessere Taktzeiten, steigende Fahrgastzahlen und einen attraktiveren Nahverkehr. Das Zukunftsnetz Mobilität NRW bietet dabei wertvolle Unterstützung – etwa durch Beratung, Vernetzung und gezielte Förderung.
Mir ist klar: So ein Projekt lässt sich nicht über Nacht umsetzen – Verwaltung, Planung und Abstimmungen brauchen Zeit. Aber jemand muss den Anstoß geben, sich kümmern und dranbleiben. Genau das sehe ich als meine Aufgabe.“

Thema Demografie: Die Menschen werden immer älter und/oder haben Handicaps. Was möchten Sie speziell für diese Menschen tun? Wie wichtig ist Ihnen Inklusion in Pulheim und darüber hinaus?
„Viele Menschen in Pulheim werden älter oder leben mit Einschränkungen. Darauf muss unsere Stadt besser reagieren – nicht irgendwann, sondern jetzt. Ich möchte kurze Wege, barrierefreie Zugänge, erreichbare Treffpunkte und praktische Unterstützung im Alltag – damit niemand ausgeschlossen wird, egal ob im Zentrum oder im Ortsteil.
Inklusion soll bei uns nicht die Ausnahme, sondern der Standard sein. Das bedeutet: Wir brauchen öffentliche Räume, die für alle gedacht sind – und Angebote, die niemanden ausschließen.
Ich möchte dazu mit Vereinen, Einrichtungen und Initiativen ins Gespräch kommen, um gemeinsam zu überlegen, wie wir mit einer sinnvollen Kooperation inklusive Angebote fördern und dauerhaft ermöglichen können – sei es im Sport, bei Veranstaltungen oder in der Freizeit.“

Da ich als Erzieherin in einer Kindertagesstätte arbeite, liegt mir das Thema Kitas und generell Schulen/Soziales sehr am Herzen. Personalmangel gehört in diesen Bereichen quasi zum Alltag und bringt Einschränkungen/Probleme für Kinder, pädagogisches Personal und Eltern. Welche Konzepte/Visionen haben Sie, um Pulheim in diesem Bereich besser aufzustellen?
„Ich komme aus der Wirtschaft und bin seit vielen Jahren ehrenamtlich im Verein aktiv – dadurch weiß ich, wie wichtig Verlässlichkeit und gute Strukturen sind, besonders wenn man mit Menschen arbeitet.
Mein Ziel: Mit Herz, Hand und Verstand – gemeinsam für glückliche Kinder.
Ich will die städtischen Kitas personell stärken, digitale Ausstattung verbessern und multiprofessionelle Teams etablieren, die im Alltag entlasten. Jede Kita soll ein verlässliches Budget bekommen – für Material, Projekte und Notfälle. Ich werde mich für faire Bezahlung, Zulagen und mehr Vorbereitungszeit einsetzen.
Außerdem plane ich ein Kita-Forum für den regelmäßigen Austausch mit Fachkräften – und eine direkte Kontaktmöglichkeit zur Verwaltung und zu mir als Bürgermeister. Als Bürgermeister plane ich, jede Kita regelmäßig zu besuchen, um im direkten Austausch Einblicke in den Alltag vor Ort zu erhalten und schnelle Wege für konkrete Anliegen zu schaffen.
Denn starke Kitas und Schulen sind nicht nur für Familien wichtig – sie sind die Grundlage für ein soziales, lebendiges und zukunftsfähiges Pulheim.“

Viele Menschen wünschen sich, dass endlich im Pulheimer See gebadet werden kann. Wie wichtig ist Ihnen eine zeitnahe Realisierung der Umgestaltung des Pulheimer Sees zum Bade- und Freizeitsee, welche Aspekte sind Ihnen in diesem Zusammenhang wichtig?
„Der Pulheimer See ist eine große Chance für unsere Stadt – nicht irgendwann, sondern jetzt. Ich möchte dort einen öffentlichen, sicheren und naturverträglichen Bade- und Erholungsbereich schaffen.
Dazu braucht es ein geordnetes Konzept mit einem klar abgegrenzten Badestrand, barrierefreiem Zugang, Rückzugsbereichen für die Natur – und Regeln, die auch durchgesetzt werden. Sicherheit und Sauberkeit spielen für mich eine zentrale Rolle:
Illegales Baden, Vermüllung und gefährliches Verhalten lassen sich nicht mit Schildern verhindern – sondern nur durch ein Angebot, das funktioniert, angenommen wird und gut organisiert ist.
Wenn wir es richtig machen, wird der Pulheimer See ein Ort der Begegnung, Erholung und Lebensqualität – für alle Generationen.“

Viele Menschen in meinem Umfeld wünschen sich mehr neue und innovative Konzepte für Veranstaltungen im Pulheimer Stadtgebiet. Inwiefern würden Sie sich als Bürgermeister dafür einsetzen? Welche Ideen für Veranstaltungen haben Sie?
„Ich möchte, dass in Pulheim auch mehr passiert – und dass das, was bereits gut läuft, gezielt gestärkt wird. Dazu gehören der Barbaramarkt oder auch der als Projekt gestartete Feierabendmarkt. Darüber hinaus würde ich gerne weitere Kulturformate etablieren – zum Beispiel eine Kunstmeile oder ein Open-Air-Kino in den Sommermonaten, das Menschen aller Generationen anspricht.
Gleichzeitig will ich neue Ideen fördern: etwa einen Kinder-Kultur-Tag, bei dem die Stadt zur Bühne für die Jüngsten wird, oder einen Kita-Kultur-Tag, an dem unsere Einrichtungen zeigen, was in ihnen steckt.
Als unabhängiger Bürgermeister bin ich offen für neue Formate – auch außerhalb parteipolitischer Routinen. Wer eine gute Idee hat, soll in mir einen Ansprechpartner finden, nicht eine Verwaltungshürde. Ich möchte, dass Pulheim nicht nur verwaltet wird – sondern wieder gemeinsam erlebt wird. Veranstaltungen sollen verbinden, inspirieren und unsere Stadt lebendig machen – in der Innenstadt genauso wie in den Ortsteilen.“

Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und des Artensterbens: Welche konkreten Maßnahmen planen Sie für Pulheim, um die lokale Biodiversität zu fördern und gleichzeitig die Bürgerinnen und Bürger aktiv in den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen einzubinden? Wie stellen Sie sicher, dass diese Maßnahmen langfristig und über parteipolitische Grenzen hinweg Bestand haben werden?
„Ich bin überzeugt: Klimaschutz und der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen dürfen kein Randthema mehr sein – auch nicht auf kommunaler Ebene. Ich will, dass Pulheim sichtbare Schritte geht, statt über große Ziele zu reden und dann nichts umzusetzen.
Das heißt für mich ganz konkret: mehr Grün in die Stadt, Bäume pflanzen, Blühflächen schaffen, Dächer begrünen. Öffentliche Gebäude müssen klimafreundlich geplant oder modernisiert werden – mit klarem Standard. Und: Umweltbildung soll in Kitas, Schulen und Vereinen fest verankert werden – praxisnah und mit lokalem Bezug.
Natürlich entscheidet der Rat über viele Themen. Aber ich werde dort nicht nur verwalten, sondern klare Vorschläge machen und Mehrheiten organisieren. Ich bin jemand, der bewegt – nicht nur moderiert.
Wenn wir den Klimaschutz in Pulheim gemeinsam angehen – verständlich, praktisch und greifbar – dann schaffen wir es auch, dass daraus etwas Langfristiges wird. Nicht parteipolitisch, sondern menschlich und verantwortungsvoll.“

Warum sollte ich genau Sie zur zum Bürgermeister wählen?
„Ich bin unabhängig – und genau das braucht Pulheim jetzt. Ich hänge an keiner Partei, sondern an der Stadt und den Menschen, die hier leben. Ich will eine Stadt, die zuhört, entscheidet und umsetzt.
Ich komme aus der Wirtschaft, bin es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen und Dinge voranzubringen. Ich denke lösungsorientiert und packe an – ehrlich, direkt und verlässlich.
Ich sehe mich als Brückenbauer – zwischen Politik und Bürgern, zwischen unterschiedlichen Meinungen und Interessen. Ich will nicht spalten, sondern verbinden. Im Rat genauso wie im direkten Austausch vor Ort. Damit Pulheim gemeinsam vorankommt.
Und weil Beteiligung für mich nicht nur ein Wort ist, werde ich – wenn ich gewählt werde – einmal im Monat in einem Ortsteil einen offenen Bürgerdialog anbieten: ohne Podium, ohne große Bühne – sondern direkt, im Vereinsheim, im Pfarrsaal oder auf dem Marktplatz. Damit die Menschen spüren: Politik kann auch anders.“

Ich möchte mich herzlich bei Patrick Gartmann für das Interview und die Zeit, die er sich für die Fragen genommen hat, bedanken.