Auf den Spuren der Fledermäuse – Fledermausführung auf dem Melatenfriedhof in Köln

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Von: Redaktion "Pulheim-Report"

Fledermaus auf der Jagd
Fledermausführung vom NABU Köln auf dem Melatenfriedhof (Symbolfoto: pexels.com)

Der Melatenfriedhof ist eine grüne Oase in Köln und bietet wichtigen Lebensraum für viele Vögel und Wildtiere, so auch für Fledermäuse. Doch Fledermäuse bekommt man bei einem Melatenbesuch in der Regel nicht zu Gesicht. Es sei denn, man ist in der Dämmerung oder im Dunkeln dort. Aber wer macht das schon?

Auf den Spuren der Fledermäuse

Der NABU Köln bietet in unregelmäßigen Abständen Fledermausführungen auf dem Melatenfriedhof an und wir haben an einer solchen Führung teilgenommen. Diese kleine Exkursion war kostenlos, Spenden waren natürlich willkommen. Eine Gruppe von Interessierten machte sich dann gegen 21 Uhr abends auf den Weg mitten hinein in die „Nachtwelt“ von Melaten und begab sich auf die Spuren der Fledermäuse. Claudia Trunk, Jana Romero und Claus Walter vom NABU Köln konnten viel Interessantes über die Fledermäuse und ihre Lebensgewohnheiten berichten. Auch Wolfgang Kranz, Gründer der Facebookgruppe „Melaten Friedhof“ war dabei. Einige Mitglieder waren durch die Gruppe auf die Fledermausführung aufmerksam geworden und nahmen ebenfalls teil. Schön, dass man sich einmal persönlich kennenlernte.

Über Fledermäuse

In Deutschland gibt es ca. 25 Fledermausarten. In Nordrhein-Westfalen haben sich 20 Fledermausarten angesiedelt. Zu ihren Lebensräumen zählen Flüsse, Seen, Teiche, Auen, Wälder, Wiesen, Felder und Gebiete in Städten, wie z. B. der Melatenfriedhof. In Köln wurden bislang 11 Arten nachgewiesen, die mehr oder weniger häufig vorkommen. Dazu zählen u. a. die Zwergfledermaus, das Braune Langohr, die Wasserfledermaus, der Große Abendsegler und das Große Mausohr.

Die bei uns angesiedelten Fledermausarten sind meist nachtaktiv. Sie orientieren sich im Dunkeln über ihre Ohren und können Frequenzen zwischen 18 und 200 kHz wahrnehmen. Die Fledermäuse sehen also quasi mit ihren Ohren. Sie selbst stoßen hohe Frequenzen aus und können so im Radius um die 20 Meter Informationen aus der Umwelt empfangen. Da die Fledermäuse mit hoher Geschwindigkeit fliegen (bis zu 70 km pro Stunde), rufen sie 100 bis 200 Mal pro Sekunde. Durch Ultraschall kann eine Fledermaus winzige Details in ihrem Umfeld erkennen, z. B. ein einzelnes Haar. Sie sind wahre Flugakrobaten, fliegen wendige Zickzackmanöver und vollführen rasante Sturzflüge. Es ist beeindruckend sie in Aktion zu sehen. Fledermäuse verschlafen fast die Hälfte des Jahres. Von Anfang November bis Ende März halten sie Winterschlaf. Denn zu dieser Zeit sind Insekten Mangelware. Fledermäuse regeln ihre Körpertemperatur im Winterschlaf auf fünf bis drei Grad Celsius herunter und verlangsamen daher ihren Herzschlag und ihre Atmung.

Fledermäuse sind bedroht, fast alle heimischen Arten stehen auf der Roten Liste und sind in ihrem Bestand gefährdet. Grund dafür sind hauptsächlich der Wegfall von Lebensräumen und der Einsatz von Insektiziden.

Kein Vampir, sondern Nutztier

Nein, Fledermäuse haben es nicht auf unser Blut abgesehen. Die in Deutschland lebenden Arten sind alle Insektenfresser. Die Fledermausarten zu schützen und zu erhalten sowie mehr Akzeptanz für Fledermäuse zu schaffen, sind wichtige Anliegen vom NABU Köln. Dazu tragen Veranstaltungen wie Fledermausführungen bei. Hier erhält man wichtige Informationen über diese außergewöhnlichen Tiere und ihre Bedürfnisse. Das Bild von kleinen und blutrünstigen Vampiren, das viele Menschen beim Gedanken an Fledermäuse im Kopf haben, weicht. Stattdessen taucht man in die faszinierende und geheimnisvolle Welt der kleinen Insektenfresser ein und erkennt, was für eine wichtige Rolle diese für verschiedene Ökosysteme haben. So helfen sie z. B. in der Land- und Forstwirtschaft Schädlinge zu reduzieren. Fledermäuse in den Tropen bestäuben auch Blüten und verbreiten Samen. Und was viele freuen wird, sie vertilgen Unmengen von Mücken.

Das sind doch gute Argumente, um Fledermäuse zu schützen und ihnen etwas Gutes zu tun. Dabei kann jeder mitmachen. Eine sinnvolle und einfache Variante ist ein Beet mit Futterpflanzen für deren Beute, die Nachtfalter, im Garten anzulegen. Geeignet sind dafür heimische Wildstauden, wie zum Beispiel Wiesensalbei und Königskerze. Seifenkraut, Nachtviole, Holunder, Minze und Duftnachtkerze bieten sich ebenfalls an. Viele dieser Pflanzen zeichnen sich dadurch aus, dass sie erst abends ihren süßlichen Duft verströmen und so die Nachtfalter anlocken. Mehr Infos findet man hier: Der fledermausfreundliche Garten – Der NABU Stadtverband Köln (nabu-koeln.de) Kleiner Tipp: Auch Grabbepflanzungen können fledermausfreundlich gestaltet werden.

Wichtiger Hinweis: Wer eine kranke Fledermaus findet, sollte diese nie ohne Handschuhe anfassen. Denn beißt sie mit ihren scharfen Zähnchen zu, kann sie Krankheiten auf den Menschen übertragen.

Der NABU Köln setzt sich seit vielen Jahren aktiv für den Erhalt und die Förderung einer naturnahen Pflege und Gestaltung der Kölner Friedhöfe ein. Die Fledermäuse betreffend, werden Fledermausnistkästen aufgehängt und gereinigt, so auch auf dem Melatenfriedhof. Fledermäuse profitieren aber auch von den vielfältigen natürlichen Lebensräumen auf den Friedhöfen, dem Höhlenangebot in alten Bäumen oder in Gruften. Um sinnvolle praktische Maßnahmen umzusetzen, muss eine gute Datengrundlage geschaffen werden. Deshalb wird das Vorkommen der Fledermausarten möglichst detailliert kartiert, um geeignete Standorte für Schutzmaßnahmen für Fledermäuse ausfindig zu machen.

Höhepunkt des Abends

Mit Beginn der Dämmerung warteten alle gespannt darauf Fledermäuse in Aktion zu sehen. Claudia Trunk, Jana Romero und Claus Walter waren mit Bat-Detektoren ausgestattet, um die lautlosen Flieger aufzuspüren. Mit Taschenlampen ging es dabei quer über den Melatenfriedhof. Ein kleiner Abstecher zum Wahrzeichen von Melaten, dem Sensenmann, musste natürlich auch sein. Im Dunkeln wirkte dieser mit Sichel und Sanduhr noch beeindruckender als sonst. Wunderschön waren unterwegs zahlreiche Glühwürmchen anzusehen, die man heutzutage eher selten sieht.

Schließlich waren Laute von Fledermäusen in den Bat-Detektoren zu hören. Die Rufe der Fledermäuse sind für den Menschen nicht wahrnehmbar. Die Bat-Detektoren wandeln ihre hochfrequenten Laute in für uns hörbare Töne um. Jede Art hat dabei spezifische Klangmuster.

Und dann waren sie plötzlich da. Lautlos segelten Zwergfledermäuse durch die Luft, auf der Jagd nach Beute. Im wendigen Zickzackflug und in raschen Sturzflügen fingen sie Insekten. Die Zwergfledermaus ist sehr klein, nicht größer als ein Stück Schokolade und passt in eine Streichholzschachtel. Ihre Flügelspannweite liegt bei ca. 25 cm. Sie zählt in Köln zu den am häufigsten vorkommenden Fledermausarten. Gar nicht scheu segelten die kleinen Fledermäuse über unseren Köpfen. Sie fotografisch einzufangen, ist fast unmöglich, so schnell wie sie unterwegs sind. Also blieben wir beim Beobachten und schauten gespannt in den Nachthimmel. Die Fledermäuse live zu erleben, war eine ganz besondere Erfahrung. Auf ihren Spuren unterwegs zu sein, vermittelte eine neue Perspektive und verdeutlichte, wie wichtig und schützenswert Fledermäuse sind. Die kleinen Kobolde der Nacht sind faszinierende Tiere. Gemeinsam haben wir die Möglichkeit “Bad News” in positive “Bat News” zu verwandeln. Wir machen mit, Sie auch?

Hier noch ein interessanter Artikel über den Melatenfriedhof Köln.