In einer Pressemitteilung teilte die Stadt Köln am 28.03.2022 mit, dass ein neuer Marketingauftritt startet und ab Sommer 2022 nach und nach sichtbar werden soll. Dazu gehört u. a. auch ein neues Stadt-Logo. Verwaltungsvorstand (also allen voran Oberbürgermeisterin Henriette Reker) und der Hauptausschuss der Stadt Köln hätten in ihren vergangenen Sitzungen den modernisierten Markenauftritt mit großer Zustimmung zur Kenntnis genommen, heißt es in der städtischen Pressemitteilung. Gemeinsam mit der Agentur „BOROS“ entwickelte das Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit u. a. ein neues städtisches Logo. Es ist nun deutlich reduzierter. Es bleiben der Adler mit dem Stadtwappen und der Schriftzug Stadt Köln. Der Dom ist aus dem Logo verschwunden. Die Domspitzen sollen dafür künftig auf allen Plakaten, Broschüren, Aushängen und Social-Media-Beiträgen als wiederkehrendes Kommunikationsmerkmal zu sehen sein. Die Marktanalyse, einschließlich Meinungsumfragen, habe ergeben, dass das über 20 Jahre alte Logo und der gesamte Markenauftritt nicht mehr zeitgemäß seien, heißt es.
Ist das wirklich so und wer wurde bei den Meinungsumfragen eigentlich befragt? Die heftige Kritik am neuen Logo der Stadt Köln ohne Dom lässt den Rückschluss zu, dass offensichtlich viele Kölnerinnen und Kölner sowie Kölnfreunde anderer Auffassung sind, darunter auch Prominente. „Pulheim-Report“ hat drei bekannte Persönlichkeiten um ihr Statement dazu gebeten.
Ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Köln Fritz Schramma
Kölns ehemaliger Oberbürgermeister Fritz Schramma sieht das neue Logo der Stadt Köln kritisch und kann nicht nachvollziehen, warum darin der Dom nicht mehr enthalten ist. Hier sein kompletter Leserbrief dazu:
„Man würde sich ja gerne sachlich, fachlich über die (notwendige?) Veränderung eines Stadt-Logos unterhalten. Aber nach diesem unqualifizierten, unzutreffenden Urteil einer Werbeagentur muss ich mich als ehemaliger OB und Mitgestalter des bisherigen Logos einmal melden. Die Frage, ob wir derzeit nichts Wichtigeres in dieser Stadt zu erledigen haben und was diese m. E. unsinnige Maßnahme zusätzlich kostet, will ich nicht reflektieren.
Als wir damals nach 2001 ein neues Logo in Auftrag gegeben haben, war das schlichtweg notwendig, um einen einheitlichen Auftritt zu gewährleisten. Es kursierten damals wildwüchsige Eigendarstellungen in unterschiedlichen Größen, Formen, Farben und Schriftzügen. Jedes zweite Amt mit eigenwilligen Kreationen. Das musste anders werden, ich wollte einen einheitlichen wiedererkennbaren Auftritt mit Alleinstellungsmerkmalen unserer Stadt, der dazu den aufkommenden Digitalisierungs-Verwendungen entsprach (corporate design & identity). Dazu gehören die Stadtfarben rot-weiß (von der alten Hanse her), das amtliche Hoheitszeichen (Doppeladler), der Schriftzug „Stadt Köln“ und das markanteste weltweit bekannte und beliebte Wahrzeichen: der Kölner Dom. Diesen hatten wir durch elegantes Aussparen sichtbar, aber nicht aufdringlich integriert. Der gesamte Logoblock wurde durch eine feine rote Linie an der linken Seite einheitlich gefasst . Was daran „altbacken, sperrig, emotionslos? und von oben herab?“ sein sollte, verstehe, wer wolle oder wer Geld zu viel hat!
Ich rufe hier die Kölner und Kölnerinnen auf, sich gegen diese „ Modernisierung des Logos“ zu wehren und zu protestieren!
Ihr / Euer Alt- OB Fritz Schramma“
Barbara Schock-Werner – ehemalige Dombaumeisterin
Sehr prägnant und präzise ist das Statetement zum neuen Logo der Stadt Köln von Barbara Schock-Werner, der ehemaligen Dombaumeisterin. Hier ist es:
„Grafisch und vom Design war das ‚alte Logo‘ viel moderner und ansprechender als der vorgeschlagene Ersatz. Der Adler ist viel zu fett geraten und die Domspitzen wegzulassen ist einfach Schwachsinn!“
Willibert Pauels – bekannt als „Ne Bergische Jung“ aus dem Kölner Karneval und Diakon (im Ruhestand)
Und auch Willibert Pauels, bekannt als „Ne Bergische Jung“ und Diakon im Ruhestand hat eine Meinung zum neuen Logo der Stadt Köln. Hier ist sie:
„“Klar“, so kommentieren jetzt viele, „die konservativen Spießer regen sich jetzt auf, dass der Dom nicht mehr im Logo sein soll. Lächerlich!“ Nun, unsere Kämpferin für die Emanzipation der Frauen, Alice Schwarzer ist nun wohl von jedem Verdacht frei eine ewig Gestrige oder verkitschte Köln-Tümlerin zu sein. Auf die Frage, was ihr die Tränen der Rührung in die Augen treibe, antwortete sie: „Die Zeile vom alten Ostermannlied im Ohr, wenn mein Auge nach langer Reise den Dom erblickt…“ Und dann soll der Dom nicht mehr beim Werbe-Logo ins Auge des Betrachters fallen? Lächerlich.”
Meine Meinung
„Ich als geborene Kölnerin schließe mich der Kritik am neuen Logo der Stadt Köln an. Allein die Wortwahl „nicht mehr zeitgemäß“ trifft im Zusammenhang mit dem Dom jeden Kölner ins Herz. Der Kölner Dom ist „das Wahrzeichen“ der Stadt und hat sie weltbekannt gemacht. Der Dom als Weltkulturerbe ist zeitlos und bleibt sicherlich immer modern. Politiker, öffentlich Bedienstete, Menschen verändern sich, kommen und gehen, aber der Kölner Dom bleibt. Er ist das Symbol für einen wichtigen historischen Teil Kölns und eine bewundernswerte bauliche Leistung, verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Für jede Kölnerin/jeden Kölner ist der Kölner Dom ein Stück Heimat und Identität. Kurzum der Dom ist das „kölsche Gedächtnis“ und das „kölsche Hätz“und gehört für mich daher unbedingt ins Logo der Stadt Köln. Das neue Logo ohne Kölner Dom empfinde ich als langweilig, fad und nicht authentisch. Köln ist bunt, weltoffen, vielfältig und Domstadt, genau das sollte sich auch im Logo widerspiegeln.„
Es bleibt abzuwarten, ob die Kölnerinnen und Kölner dem Aufruf des ehemaligen Oberbürgermeisters Fritz Schramma folgen und zahlreich protestieren. Die jetzt schon heftige Kritik aus vielen Bereichen nach so kurzer Zeit der Bekanntgabe des neuen Logos lässt wohl darauf schließen. Interessant wird sein, wie die Stadt Köln darauf reagiert.
„Et es wie et es.“ – „Es ist, wie es ist.“, besagt Artikel 1 des „Kölschen Grundgesetzes“. Was so viel bedeuten soll wie, dass man den Tatsachen ins Auge sehen und diese akzeptieren soll. Das ist in diesem Fall vielleicht ein guter Rat an die Stadt Köln, um zu erkennen, dass viele Menschen möchten, dass der Kölner Dom ein fester Bestandteil im Kölner Logo bleibt.
Anja Fiedler