Rittergut Haus Orr – Hier ist Geschichte lebendig

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Von: Anja Fiedler

Viele Interessierte nutzten die Möglichkeit das Rittergut Orr zu besuchen.

Am Tag des offenen Denkmals, am 12. September, lud auch das Rittergut Haus Orr zu einem Besuch ein. Es wurde ein buntes Programm geboten, bei dem für jede/jeden etwas dabei war. Um 12 Uhr gab es zunächst eine Matinee mit Chansons im Herrenhaus, ab 13 Uhr wurden dann Herrenhaus und Park für Interessierte geöffnet. Verschiedene Ausstellungen, z. B. von alten Fahrrädern,  historischen Waffen und Büchern sowie Speisen und Getränke wurden angeboten. Die Imkerei Sester, deren Bienenstöcke u. a. auf dem Gelände des Rittergutes Orr stehen, bot ihre Honigprodukte an. Auch Kinder wurden nicht vergessen. Sie konnten Märchenerzählungen lauschen.

Der Eigentümer von Haus Orr, Wolf-Rüdiger Schmidt-Holzmann, ließ es sich nicht nehmen sich persönlich in die Veranstaltung einzubringen. In zwei Führungen erzählte er Interessierten etwas über die Geschichte des Rittergutes. So erfuhr man z. B., dass das jetzt für Toiletten genutzte Haus früher aufgeteilt war und ein Wasch- und Hundehaus beherbergte. Beim gemeinsamen Flanieren durch den großen Park überraschte er mit interessanten Anekdoten und beantwortete geduldig zahlreiche Fragen. Man erfuhr leider auch, dass einige Bäume durch die Trockenheit der letzten Jahre sehr gelitten haben und absterben. Darunter sind traurigerweise sehr alte und wunderschöne Bäume.

Die Gäste entdeckten zusammen mit Wolf-Rüdiger Schmidt-Holzmann auf dem Gelände verschlungene Pfade und versteckte Sehenswürdigkeiten. So z. B. Grabstätten, dazu zählte auch das verwitterte Grabmal von Peter Daniel Koch. Der Stern darauf soll ein Symbol für die Mitgliedschaft in einer Loge oder in einem Geheimbund sein. Koch war ein Kölner Bankier und ließ unter Leitung des späteren Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zirner im Jahre 1838 das Herrenhaus erbauen. Der Dom liegt ja immerhin auch nur ca. 11,5 km Luftlinie vom Rittergut entfernt. Interessantes erfuhr man auch über das Parkgelände.

Das Grabmal von Peter Daniel Koch. Der Stern als Symbol ist gut darauf zu erkennen.

Kleiner Exkurs: Der Park in seiner heutigen Form entstand vermutlich zwischen 1845 und 1890, gestaltet vom Gartenarchitekten Rosarius. Ein Dokument weist jedoch auch Lenneˋ als Architekten von zumindest Teilen der Parkanlage aus. Peter Josef Lenneˋ (1789 bis 1866) gilt als wichtiger Vertreter des späten Landschaftsgartenstils in Deutschland. Er schuf bedeutende Gartenanlagen im ehemaligen Preußen, darunter ist der sehr bekannte Park von Schloss Sanssouci in Potsdam.  Ab 1842 wurde er mit Umgestaltungsplanungen für den Park von Schloss Augustusburg und Schloss Falkenlust in Brühl beauftragt. Er gestaltete einen Teil des Parks in einen englischen Landschaftspark um.

Dass Lenneˋ wohl auch in Teilen bei der Gestaltung des Parks von Haus Orr mitgewirkt hat, ist somit etwas ganz Besonderes und zusammen mit den Anlagen von Schloss Augustusburg und Schloss Falkenlust ein Alleinstellungsmerkmal im Rhein-Erft-Kreis. Toll, dass so etwas in Pulheim zu besichtigen ist. Vielleicht ist es zukünftig sogar möglich, dass der schöne und weitläufige Park grundsätzlich für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Wolf-Rüdiger Schmidt-Holzmann ist dafür offen. Um dies umsetzen zu können, müsste es aber wohl eine Vereinbarung mit der Stadt Pulheim geben. Das Interesse vieler Menschen an einer solchen Öffnung des Parks ist jedenfalls da, wie man von vielen Besucherinnen und Besuchern hören konnte.

Das Rittergut Haus Orr ist aus meiner Sicht immer einen Besuch wert. Hier kann man Geschichte fühlen und anfassen. Es ist faszinierend sich vorzustellen, wer schon alles dort gelebt hat und über das Parkgelände flaniert ist. Ich komme wieder!

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