Ein Großbeweidungsprojekt wurde Mitte Juni am Rande des Tagebaus Hambach gestartet. Eine Herde Konik-Pferde lebt jetzt auf der Sophienhöhe, dem Rekultivierungsgebiet am Braunkohletagebau Hambach bei Elsdorf. Damit wurde ein ambitioniertes Pilotprojekt ins Leben gerufen.
Projekt, Ziele und Initiatoren
Sieben Konik-Pferde wurden in die „Goldene Aue“, eine offene Graslandschaft mit Seemulde, geführt und sollen nun auf dem derzeit ca. 23,9 ha großen Gelände leben. Ein eingezäuntes, dicht bestocktes ca. 1,3 ha großes Waldstück dient den Pferden als Wetterschutz und Rückzugsgebiet. Die Graslandschaft soll eines Tages bis zum Ufer des geplanten Hambacher Sees reichen und könnte sich damit zukünftig auf bis zu 520 ha erweitern. Zur Herde gehören aktuell ein Hengst, drei Stuten, zwei Jährlinge und ein Fohlen. Zum Schutz der Tiere wurden Zäune errichtet. Die Zauntrasse umfasst die gesamte Goldene Aue mit den zwei darin liegenden Gewässern und ist ca. 2,46 km lang. Insgesamt werden drei vorhandene Wege gekreuzt, die mit Viehgittern und selbstschließenden Klapptoren gesichert werden. Aufgebaut wird dabei auf bereits vorhandene Erfahrungen mit den Zäunen auf den Artenschutzflächen. Es wird ein dreireihiger Elektrozaun an langlebigen Recyclingpfählen verwendet.
Die Konik-Pferde sind die Hauptakteure eines Pilotprojekts von RWE Power, der Stiftung FREE Nature, des Verbands Neuland Hambach und der Forschungsstelle Rekultivierung. Wissenschaftlich wird das Projekt von den Biologischen Stationen Düren und Bonn/Rhein-Erft,Ortsgruppen von NABU, BUND und LNU und akademischen Fachgutachtern begleitet. FREE Nature hat europaweit bereits rund 50 solcher Beweidungsprojekte verwirklicht. Die niederländische Stiftung setzt dazu auch auf Hochlandrinder, Wasserbüffel, Galloway-Rinder, Wisente und Exmoor-Ponys.
„Unsere Konik-Pferde werden auf der offenen Fläche sicher das ganze Jahr über genug Nahrung finden. Nur im Notfall muss man zufüttern.“
Projektleiter Patrick van den Burg
Die Konik-Pferde sollen das Grasland weitgehend von Bäumen und Sträuchern freihalten. Die Projektziele sind:
- Steigerung der Biodiversität im Sinne der RWE-Biodiversitätsstrategie
- Naturnahe Pflege geplanter (Halb-)Offenlandflächen in der Rekultivierung
- Aufgreifen der übergeordneten Planungen der Region (Braunkohlenplan) und der Vorstellungen der Neuland Hambach (Rahmenplan Hambach)
- Weitere Steigerung der Attraktivität der Landschaft und Förderung des naturnahen Tourismus
Läuft die Pilotphase gut, sollen wie oben erwähnt weitere Teile der Sophienhöhe ganzjährig beweidet werden, wie RWE Power in seiner Pressseinformation mitteilt.
Über Konik-Pferde
Konik-Pferde stammen ursprünglich aus Polen und pflegen immer häufiger Naturlandschaften in Deutschland und den Niederlanden. Sie erinnern optisch stark an den Tarpan, dem ausgestorbenen Wildpferd Europas. Das Konik ist ein Pony vom sogenannten Urtyp. Ein falbfarbenes Fell in verschiedenen Grauschattierungen, ein sehr ausgeprägter Aalstrich, eine dunkle Gesichtsmaske und Zebrastreifen an den Gelenken der Beine sind markante Zeichen dieser Pferde. Konik-Pferde sind keine echten Wildpferde mehr, das zeigen genetische Studien. Die gekippte Mähne, statt einer Stehmähne bei Wildpferden spricht auch für die Nähe zu Hauspferde-Rassen.
(Quellen Internet: Fressnapf Magazin Pferd und Wikipedia)
Vision und Kritik
Das Projekt mit den Konik-Pferden auf der Sophienhöhe bietet für die Region große Chancen. Steigerung der Biodiversität, Förderung des naturnahen Tourismus sowie die Steigerung der Attraktivität der Landschaft sind priorisierte Ziele und könnten viele Besucher anziehen sowie einzigartige Erfahrungen bieten. Die Ansiedlung der Konik-Pferde ist etwas Besonderes und erhält in den Medien und der Öffentlichkeit bereits hohe Aufmerksamkeit. Doch es gibt auch Kritiker, die sich um das Wohl der Pferde und damit das Gelingen des Projekts sorgen. Bei ähnlichen Ansiedlungen von Konik-Pferden ist nicht immer alles rund gelaufen und Pferde starben. So z. B. im Meldorfer Speicherkoog im Landkreis Dithmarschen, Schleswig-Holstein, geschehen. Näheres dazu findet man bei einer Internetsuche.
Auch wenn die Pferde quasi wild auf der Sophienhöhe leben, benötigen diese ein gewisses Maß an Fürsorge, um ihr Wohlergehen sicherzustellen. Ausreichendes Nahrungsangebot, eine gesundheitliche Versorgung (um z. B. um Hufrehe zu vermeiden) und der Schutz vor Wölfen sind Themen, die Kritiker beschäftigen. Eine gute Organisation, kompetente Betreuung der Tiere und zusätzliche Aufklärung können maßgeblich zum Erfolg des ambitionierten Projekts beitragen. Wenn Pferde, Natur und Mensch dabei im im Einklang stehen, wird alles gut.