Lage im Naturschutzgebiet Große Laache hat sich entspannt – Wie kann Wassernot künftig überbrückt werden?

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Von: Anja Fiedler

Das Naturschutzgebiet Große Laache bei normalem Wasserstand
Das Naturschutzgebiet Große Laache bei normalem Wasserstand

Aufgrund des niedrigen Wasserstands in der Großen Laache bat der Bachverband Ende der letzten Woche den Rhein-Erft-Kreis um Unterstützung. Der Verbandsvorsteher Horst Engel plädierte für eine Überleitung von Grundwasser in den Pulheimer Bach, um die vielen Fische im Bachlauf der Großen Laache zu retten.Der Rhein-Erft-Kreis als Untere Wasserbehörde stufte jedoch eine kurzfristige externe Zuleitung von Frischwasser zu dem sich stets verkleinernden Tümpel als nicht zielführend ein, da auf dem Weg bis zu den Fischen das Wasser in den vorderen Bereichen versickern oder verdunsten würde. Um ein Fischsterben zu verhindern, hat die Untere Wasserbehörde des Rhein-Erft-Kreises gehandelt und vergangenen Freitag zahlreiche Fische gerettet. Dies teilte der Kreis in einer Medienmitteilung am 02.06.2023 mit.

Wassernot in der Großen Laache
Aufnahme vom 02.06.2023 in der Großen Laache. Das Wasser ist an dieser Stelle fast versiegt.
Wassernot im Naturschutzgebiet Große Laache in Pulheim
Hier ist gar kein Wasser mehr. Auch diese Aufnahme ist vom 02.06.2023.

Wie ist die aktuelle Lage in der Großen Laache?

Auf unsere Nachfrage zur aktuellen Lage in der Großen Laache teilte der Rhein-Erft-Kreis unserer Redaktion mit, dass am vergangenen Montag eine weitere Inspektion stattfand. Bei der Ankunft vor Ort, um möglicherweise mit der Rettungsaktion fortzufahren, stellte die Untere Wasserbehörde fest, dass der Wasserstand in der Pulheimer Laache wieder ausreichend hoch war und keine Gefahr mehr für die verbliebenen Fische bestand. Daher wurden die Fischrettungsmaßnahmen nicht fortgesetzt. Um die Situation über den Sommer zu entschärfen, hat die Untere Wasserbehörde sofort per Allgemeinverfügung die Entnahme von Wasser aus dem Pulheimer Bach untersagt. In den kommenden Wochen wird die Untere Wasserbehörde die Situation vor Ort kontinuierlich beobachten. Obwohl die Untere Wasserbehörde grundsätzlich nicht für die Instandhaltung der Großen Laache zuständig ist, besteht dennoch ein enger Austausch mit dem Pulheimer Bachverband, um mögliche Lösungen zu erörtern…“,heißt es weiter in der Antwort des Rhein-Erft-Kreises. Auch der Bachverband bestätigt eine Entspannung der Lage und einen Anstieg des Wasserstandes.

Gründe für die Wassernot

„Problem für Bachlauf und Große Laache ist, wenn Dürrezeiten und Urlaubszeiten zusammenfallen“, erklärt Horst Engel. Der Pulheimer Bach wird aus 4 natürlichen Quellen und aus dem super geklärten Kläranlagenablaufwasser der Kläranlage Glessen/Fliesteden (zusammen ca. 7.700 Einwohner) gespeist. Man rechnet etwa 130 Liter/Tag/Erwachsener. Die Bürger in Glessen und Fliesteden gehen aber sparsam mit dem Trinkwasser um. Lob! Ihr Verbrauch liegt bei 100-115 Liter/Tag/Erwachsener. Ferienzeit ist Reisezeit. So auch in den Pfingstferien. Dann kommt in der Kläranlage Glessen/Fliesteden weniger Wasser zum Klären an. Ergo gibt die Kläranlage auch weniger Wasser in den Pulheimer Bach. So war das wieder. Wir kennen das und sehen das an unseren Onlinepegeln, deren Wasserstände uns alle 2 Stunden auf unsere Handys gesendet werden. Steigt nach den Pfingstferien die Wassermenge in der Kläranlage wieder an, messen wir das und sehen es auch in der Großen Laache/Inneres Wehr. Dann fließt dort wieder Wasser über den Dammbalken in den Bachlauf (Bachkilometer 0,0 – 1,0). So auch diesmal. Letztes Wochenende nahm die Wassermenge wieder zu – klar, Ende Pfingstferien“, erläutert Horst Engel weiter.

Bestätigt wird dies mit den Aufzeichnungen der Kläranlage Glessen/Fliesteden. Ab Mittwoch vor den Pfingstferien sank die Wassermenge um 50-80 Kubikmeter/Tag teilt uns der Bachverband weiterhin mit. Das ist die Menge, die benötigt wird, um eine Wassernot im Bachlauf in der Großen Laache zu vermeiden. Bei vollem Bachlauf können so z.B. die Pfingstferien überbrückt werden.

Da wir aber auch einen Dürrewinter hatten und der Bachlauf wenig Wasser führte, kommt es dann zu Wassernot. Es gilt diese Notzeiten mit Überleitung von Grundwasser in den Bachlauf zu überbrücken. Das sind überschaubare Zeiträume. Deshalb brauchen wir einen Brunnen, um gerüstet zu sein. Technik vorhanden“, meint Horst Engel.

Seit über 10 Jahren baut der Bachverband im Unterlauf mit Bach-Verschmalerungen vor, so zum Beispiel die Bachabschnitte Bendacker, Elchweg und Rossweiherfeld. Dabei wird der Bachlauf mittels Steinwalzen (Durchmesser 20 – 30 Zentimeter) verschmalert. So auch in der Großen Laache. Aktuell nutzt der Bachverband den geringen Wasserstand, um diese Verschmalerung fortzusetzen. Diese Arbeiten sind über den Gewässer-Unterhaltungsplan durch die Untere Wasserbehörde, im Benehmen mit der Unteren Landschaftsbehörde Rhein-Erft-Kreis, genehmigt.

Dieses Foto von Horst Engel zeigt den schon verschmalerten Bachabschnitt.

Dieses Foto von Horst Engel zeigt den schon verschmalerten Bachabschnitt. (Fotoveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung)
Dieses Bild von Horst Engel zeigt einen Teich/Tümpel, der mit dem verschmalerten Bachlauf zuverlässig mit frischem Bachwasser versorgt werden kann.

Dieses Bild von Horst Engel zeigt einen Teich/Tümpel, der mit dem verschmalerten Bachlauf zuverlässig mit frischem Bachwasser versorgt werden kann. (Fotoveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung)

Diese Maßnahmen werden abschnittsweise fortgesetzt, bis die Teiche/Tümpel im tieferen Bachabschnitt erreicht sind. Dazu ist Lkw- u. Baggereinsatz erforderlich. Nach den aktuellen Arbeiten – etwa gegen Ende nächster Woche, wird der „Arbeitsweg“, ein zugewucherter alter Unterhaltungsweg, wieder geschlossen. Die Natur erholt sich dann schnell.

Erläuterung/Hintergründe zur Verschmalerung

Jedes Fließgewässer hat eine so genannte Schleppkraft. Das bedeutet, dass es z.B. Schlamm und feine Ablagerungen mitreißt. Zurückbleiben größere Kieselsteine. So wird die Bachsohle geputzt. Die feinen Zwischenräume der geputzten Bachsohle sind ein Refugium für kleine Wassertiere: Bachflohkrebs, Köcherfliegenlarve – so genanntes Makrozoobenthos – Gewässergüteanzeiger. Diesen ökologisch wertvollen Gütezustand erreicht man beim Trockenwetterabfluss durch eine Verschmalerung auf 80 und 100 Zentimeter.

Hinsichtlich der Quellschüttungen haben wir seit September 2022 ein Messprogramm aufgelegt. Alle 4 Quellen werden wöchentlich gemessen. Wir wollen herausfinden, ob und bei welcher Quelle sich die Menge der Quellschüttungen verändert. Überschlägig und mit allem Vorbehalt können wir noch keine signifikanten Veränderungen feststellen“, erklärt Horst Engel.

Unser Fazit

Die Lage im Naturschutzgebiet „Große Laache“ hat sich derzeit glücklicherweise entspannt. Doch ist bei Trockenperioden immer wieder mit Wassernot zu rechnen. Dies ist eine Gefahr für das wertvolle Ökosystem mit seiner artenreichen Flora und Fauna. Also müssen Lösungen zur Überbrückung solcher Zeiten gefunden werden. Eine Aufgabe, der sich Bachverband, Politik und Verwaltung der zuständigen Kommunen sowie der Rhein-Erft-Kreis gemeinsam stellen müssen. Es bleibt abzuwarten, welche Entscheidungen dazu in nächster Zeit getroffen werden.

Eins ist sicher: Die Große Laache und der Pulheimer Bach liegen vielen Menschen in Pulheim und dem Rhein-Erft-Kreis am Herzen. Im Hinblick auf Natur-, Arten- und Klimaschutz sowie seinem großen Erholungswert ist dieses Gebiet ein wertvolles Gut.

Weiterführende Links zu Hintergrundinformationen

Viele weitere Informationen und Hintergründe zum Thema gibt es auf der Internetseite des Unterhaltungsverbandes Pulheimer Bach. Außerdem regt der Bachverband ein Wasserkonzept in Verbindung mit einer Landesgartenschau für Pulheim an. Hier der Artikel dazu!

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